Buch-Tipp

Apothekenalltag als Sommerlektüre Julia Pradel, 11.08.2013 08:41 Uhr

Schreib das doch mal auf! In ihrem Buch berichtet Karin Wahl aus ihrem Berufsleben. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Eine übergewichtige Familie, die abnehmen muss. Eine einsame Rentnerin,

deren Glück im Melissengeist liegt. Eine schnöselige Unternehmergattin,

der man es nicht recht machen kann. Apotheker begegnen in ihrem Alltag

verschiedensten Menschen und erleben dabei die unterschiedlichsten

Geschichten. Karin Wahl hat einige davon aufgeschrieben. In ihrem Buch

„Rezeptfrei – Apothekengeschichten mit Risiken und Nebenwirkungen“

berichtet die ehemalige Kammerpräsidentin von Baden-Württemberg aus

ihrem Berufsleben.

„Wenn wir mit Freunden zusammensaßen und jeder aus seinem Leben berichtete, konnte ich immer mit einigen Geschichten unterhalten“, erzählt Wahl. Schreib das doch mal auf, hörte die Apothekerin immer öfter. Sie begann daraufhin, sich Überschriften zu überlegen und über ihre Erlebnisse nachzudenken.

Dass daraus ein Buch wurde, war letztlich dem Zufall zu verdanken: Durch eine Praktikantin in der Apotheke kam sie in Kontakt mit Andreas Straub, der bereits ein Buch über die Arbeitsverhältnisse bei Aldi verfasst hatte. Nach einigen Treffen stand dann der Plan für das Buch.

Aufgeschrieben hat Wahl ihre Geschichten im Winter, zwischen November und Januar, größtenteils aus dem Gedächtnis. Beim Schreiben kamen auch immer neue Erinnerungen zurück. Die Texte besprach sie immer wieder mit ihrem Koautoren Straub. „’Sie schreiben das viel zu brav’, hat Straub dann gesagt“, erzählt Wahl. Gemeinsam habe man sich nach und nach auf einen Stil geeinigt. „Das hat so viel Spaß gemacht“, sagt Wahl.

In dem Buch erzählt Wahl 62 Geschichten aus ihrem Alltag in der Offizin: Sie berichtet über nervige Kunden, adlige Gattinnen und einen Überfall, der zum Glück glimpflich verlief. Aber auch tragische Geschichten hat Wahl erlebt: Zum Beispiel als ein Junge in die Apotheke kam und um ihre Hilfe bat. Als Wahl ihn nach Hause bringen wollte, musste sie entdecken, dass der Lebensgefährte die Mutter erstochen und sich selbst erhängt hatte.

Wahl berichtet aber auch von den alltäglichen Problemen: Wie macht man einer türkischsprachigen Mutter klar, dass die Gummibärchen, die ihre Kinder gerade erhalten haben, keine Schweinegelatine enthalten? Und wie kann man einem alten Ehepaar den Wunsch nach rezeptfreiem Viagra verweigern, und sie gleichzeitig als treue Kunden behalten? Die Antwort lautet übrigens in beiden Fällen: Nur sehr schwer bis gar nicht.