Krankenhäuser

Bremen: Keim aus der Desinfektionsanlage? Carolin Bauer, 10.07.2012 12:52 Uhr

Berlin - 

Sauberkeit spielt in Krankenhäusern eine besonders wichtige Rolle. Aus diesem Grund werden nicht nur Geräte sterilisiert, sondern auch Hände und Flächen desinfiziert. Genau hier könnte der Hygiene-Skandal am Klinikum Bremen-Mitte seine Ursache haben. Dort starben im vergangenen Jahr drei Frühchen an dem resistenten Darmkeim Klebsiella pneumoniae. Klinikmanagement, Politik und Experten bemühen sich seither um Aufklärung – bislang erfolglos. Als eine mögliche Quelle für den gefährlichen Erreger wird die Mischanlage für das Desinfektionsmittel genannt.

 

Bislang sei die Herkunft des Erregers Klebsiella pneumoniae nicht identifiziert worden, sagt ein Sprecher des Klinikverbunds Gesundheit Nord. Zuletzt wurde der resistente Erreger in den Schläuchen einer Dosieranlage für Desinfektionsmittel vermutet. Eine These ist, dass Bakterienklumpen aus dem Schlauch in der Desinfektionslösung überlebt haben und dadurch die Infektionen verursachten.

Professor Dr. Martin Exner hatte bei seinen Untersuchungen auf der geschlossenen Station die Mischanlage als eine mögliche Quelle ausgemacht. Der Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn unterstützt das Klinikum seit Mitte März bei der Ursachenforschung. Der Keim könnte über das Trinkwasser, bei Wartungsarbeiten oder über eine sogenannte retrograde Verkeimung – also über Wasser, das aus dem Hahn fließt und zurück nach oben spritzt – in die Anlage gekommen sein. Weil der Keim nicht mehr gefunden werden konnte, wird es einen Nachweis für diese These niemals geben.

Das Desinfektionsmittel der Firma Bode ist jedenfalls als wirksam getestet worden. Als Vorsichtsmaßnahme werden nun alle Schläuche ausgewechselt. Zudem sollen sie künftig einmal im Jahr ausgetauscht werden.

 

 

„Alle Risikofaktoren müssten identifiziert werden“, sagt Exner. Dabei dürfe man sich nicht nur auf das Gerät konzentrieren, sondern müsse auch die Tuchspendersysteme oder andere Feuchthabitate untersuchen. Exner verteidigte zudem die Vorsichtsmaßnahmen des Klinikmanagements: „Es ist zu einfach zu sagen, dass geschludert wurde.“ In den kommenden Wochen werde er einen Abschlussbericht vorlegen, kündigt der Hygieneexperte an.

Beim jüngsten Fund gab das Krankenhaus indes Entwarnung: Ein vor etwa zwei Wochen entdeckter Erreger sei nicht mit den Keimen identisch, an denen 2011 drei Frühchen gestorben waren. Ein 14 Monate alter Junge war als Notfall in das Klinikum eingeliefert worden. Bei ihm wurde ein Klebsiellen-Befund festgestellt. Seit dem Tod der Babys werden alle Kleinkinder zunächst bei der Aufnahme und zweimal wöchentlich auf der Station auf die gefährlichen Keime untersucht.

Seit 2011 wurde der Klebsiella-Erreger bei mehr als 30 Kindern nachgewiesen. Nach dem ersten Ausbruch im vergangenen Jahr wurde die Früchen-Intensivstation geschlossen, saniert und desinfiziert. Anschließend wurde sie wieder eröffnet. Im Februar war der Keim erneut aufgetaucht. Seither ist die Abteilung geschlossen.