Arzneimittelmüll

TK will sich und Umwelt entlasten APOTHEKE ADHOC, 29.08.2014 14:13 Uhr

Wasser mit Wirkstoffmix? Laut Bundesumweltamt finden sich im Trinkwasser Rückstände von Ibuprofen, Diclofenac und Bezafibrat. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Jeden Tag werden allein in Hessen mehr als zehn Tonnen Medikamente weggeworfen. Allein im Jahr 2012 hätten die Schadstoffmobile und Sammelstellen im Land 4000 Tonnen angenommen und entsorgt, schreibt die Techniker Krankenkasse (TK). Auch in Gewässern fänden sich regelmäßig Arzneimittelrückstände. Die Kasse rät ihren Versicherten daher, sich vorher genau zu überlegen, ob sie sich ein Medikament verschreiben lassen.

Rückstände von Arzneimitteln werden inzwischen nahezu flächendeckend und ganzjährig in Fließgewässern, aber auch in Boden- und Grundwasserproben gefunden. Bislang wurden etwa 150 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Für viele Wirkstoffe würden regelmäßig Konzentrationen im Bereich von 0,1 bis 1 Mikrogramm pro Liter gemessen, in seltenen Fällen sogar von mehreren Mikrogramm pro Liter, so das Bundesumweltamt.

Viele Stoffe würden vom menschlichen Körper unverändert wieder ausgeschieden. Aber auch die Entsorgung über die Toilette oder das Waschbecken spielt eine Rolle: Laut einer Umfrage der ABDA entsorgen 50 Prozent der Befragten Flüssigmedikamente über das Abwasser. So verschwinden jedes Jahr viele Tonnen Humanarzneimittel und deren Abbauprodukte über die Kläranlagen in die Umwelt.

In hessischen Gewässern, etwa in der Schwalm, im Main oder in der Nidda würden regelmäßig Reste der Schmerzmittel Diclofenac und Ibuprofen sowie des Antiepileptikums Carbamazepin und des Antibiotikums Sulfamethaxarol gefunden, schreibt das Landesamt.

Insgesamt identifizierte die Behörde zwischen 2007 bis 2012 15 Wirkstoffe: Carbamazepin, Metoprolol, Phenazon, Propranolol, Sulfamethaxazol, Trimethoprim, Bezafibrat, Clofibrinsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen und Naproxen. 2010 wurden Sildenafil, Phenobarbital und Pentobarbital zusätzlich ins Messprogramm aufgenommen.

„Nicht nur für die Umwelt wäre es besser, wenn Medikamentenmüll erst gar nicht entsteht“, schreibt die TK. Gerade wegen der stetig wachsenden Ausgaben entstünde durch weggeworfene und nicht genutzte Arzneimittel auch ein großer finanzieller Schaden. „Deshalb ist es ratsam, mit dem behandelnden Arzt intensiv über die Verordnungen zu sprechen und sich ein Medikament nur dann verschreiben zu lassen, wenn man auch wirklich bereit ist, es einzunehmen.“