DAV-Frühinformationen

Arzneimittelausgaben höher als erlaubt APOTHEKE ADHOC, 04.01.2019 11:35 Uhr

Schneller als erlaubt: Auch 2018 steigen die Arzneimittelausgaben über den von Ärzten und Kassen gesteckten Korridor von 3,2 Prozent. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Im November 2018 sind die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel – ohne Impfstoffe – um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen, während die Anzahl der eingelösten Rezepte um 1,5 Prozent zurückgegangen ist. Für den gesamten Zeitraum Januar bis November 2018 ergibt sich nach den DAV-Frühinformationen ein durchschnittliches Wachstum der GKV-Arzneimittelausgaben von 4,6 Prozent bei einer Zunahme der Rezeptzahl um 0,7 Prozent. Damit stiegen die Ausgaben in den ersten elf Monaten stärker als zwischen Kassen und Ärzten abgesprochen – für 2018 vereinbart waren 3,2 Prozent.

Die GKV-Ausgaben für Impfstoffe erhöhten sich im November 2018 gegenüber dem Vorjahresmonat um 11 Prozent. Im bisherigen Jahresmittel von Januar bis November beträgt der Anstieg 7,3 Prozent. Hintergrundanalysen für die ersten drei Quartale 2018 zeigen, dass mehr Vakzine gegen FSME (J07BA01) abgegeben worden sind, während Masern-Impfstoffe (J07BD) rückläufig gewesen sind. Beim Pertussis-Impfstoff ist eine Verschiebung vom Dreifach zum Vierfachkombinationsimpfstoff (J07AJ zu J07CA) zu beobachten.

In den Zahlen sind die Einsparungen der GKV durch Rabattverträge nicht enthalten. Die Einsparvolumina werden quartalsweise von den Kassen gemeldet und vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlicht. Für die ersten drei Quartale 2018 belaufen sich die Einsparungen aus Rabattverträgen gemäß den vorläufigen Rechnungsergebnissen auf 3,2 Milliarden. Das sind rund 9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Nicht in den Zahlen enthalten sind die Einsparungen der GKV durch die erzielten Rabatte bei Impfstoffausschreibungen.

Hochgerechnet auf das Gesamtjahr erwartet der DAV Arzneimittelausgaben der Kassen in Höhe von 36,2 Milliarden Euro. Basis der Berechnung sind die Bruttoumsätze der Kassen einschließlich Mehrwertsteuer, aber abzüglich der Abschläge der Hersteller und Apotheken und abzüglich der Zuzahlungen der Patienten. Besonders stark war der Ausgabenanstieg in Niedersachsen mit knapp 6 Prozent, in Brandenburg mit 6,35 Prozent und erneut in Bayern mit 6,89 Prozent. Unterdurchschnittliche Steigerungen gab es in Bremen und Hamburg sowie Schleswig-Holstein und Thüringen.

Bereits 2017 waren die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen schneller gestiegen als zwischen Ärzten und Krankenkassen vereinbart. Laut BMG stiegen die Gesamtausgaben um 4 Prozent oder 1,42 Milliarden Euro auf 39,88 Milliarden Euro. Vereinbart war ein Anstieg von 3,2 Prozent. Darin enthalten ist auch das Apothekenhonorar. Rabattverträge sind berücksichtigt.

Pro Patient stiegen die Arzneimittelausgaben im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent. Das stärkere Gesamtausgabenwachstum ist daher auf die gestiegene Zahl der GKV-Versicherten zurückzuführen. Nach Angaben des DAV erhöhte sich die Anzahl der GKV-Versicherten um knapp 800.000 (plus 1 Prozent) auf fast 73 Millionen. Zugleich sank aber die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen um 2,1 Prozent auf 741 Millionen. Gestiegen sind 2017 erneut auch die Einsparungen der Kassen aufgrund von Rabattverträgen. Laut BMG betrug der Anstieg 4,3 Prozent. Danach lagen die Kassenersparnisse aus Rabattverträgen erstmals knapp über vier Milliarden Euro. 2016 waren die Rabatterlöse sogar um 7,8 Prozent auf rund 3,85 Milliarden Euro gestiegen.

Für 2019 haben sich Kassen und Ärzte kürzlich auf einen Ausgabenrahmen von Plus 3,7 Prozent verständigt. Danach können die Arzneimittelausgaben um 1,4 Milliarden Euro steigen. Für den Hauptteil des Wachstums sind laut Rahmenvertrag neue Arzneimittel verantwortlich, insbesondere Onkologika, die zunehmend ambulant verschrieben werden. Auch bei den Heilmitteln wird es jedoch teurer, hier erwarten die Vertragspartner eine Steigerung von 0,8 Prozent. Dafür wurde kein neues Sonderausgabenvolumen für die Behandlung von Hepatitis C mit den dafür ab 2014 zugelassenen Arzneimitteln mehr festgelegt.