Eigendiagnose im Notdienst

Apothekerin sucht Lebensretter Julia Germersdorf, 21.02.2023 09:47 Uhr

Die junge Apothekerin Florentine Kaiser ist an Krebs erkrankt und braucht dringend eine Stammzelltransplantation. Foto : Florentine Kaiser
Berlin - 

Florentine Kaiser (28) kämpft bereits zum zweiten Mal gegen Lymphdrüsenkrebs. Zahlreiche Chemotherapien hat sie hinter sich gebracht. Leider zeigen diese nun beim Rezidiv nicht mehr die gewünschte Wirkung. Die einzige Hoffnung ist eine Stammzelltransplantation. Noch ist kein passender Spender für die junge Apothekerin gefunden. Jetzt wurde eine private Registrierungsaktion „Für Florentine“ über die DKMS ins Leben gerufen. Ein Flugblatt zum Ausdrucken und Verteilen steht hier als Download bereit.

Es ist Christi Himmelfahrt vor zwei Jahren, als Florentine Kaiser ihren Notdienst in einer Bayreuther Apotheke absolviert. Es ist ein sehr warmer Tag. Sie fasst sich mit ihren kalten Händen an ihren Hals und hofft auf etwas Abkühlung. Dabei tastet sie einen ordentlich geschwollenen Lymphknoten. Ihre Alarmglocken läuten, als sie feststellt, dass dieser asymmetrisch ist und nicht wehtut.

Nach einer Blutentnahme und einem Ultraschall geht es für die junge Apothekerin ein paar Tage in den Urlaub. Währenddessen wächst an ihrem Schlüsselbein von jetzt auf gleich ein Lymphknoten auf die Größe eines Golfballs heran. Ihr wird bewusst: „Hier stimmt was nicht.“ Es folgen Röntgenaufnahmen, MRT-Untersuchungen, ein PET-CT und schließlich eine Biopsie. Das Ergebnis: klassisches Hodgkin-Lymphom.

„Ich schaffe das!“

Kaiser ist nach der furchtbaren Diagnose im Juli 2021 motiviert und voller Hoffnung, geheilt zu werden. Schließlich bestehen die Überlebenschancen bei über 90 Prozent der Erkrankten mit gleicher Diagnose. Sie ist sich damals sicher: „Bisschen Chemo. Ich bin jung. Ich schaffe das.“ Für die Therapie zieht sie zu ihren Eltern in die Nähe von Tübingen. Die Behandlung funktioniert super und verläuft ohne große Probleme. Auch die häufigen unerwünschten Begleiterscheinungen unter einer Chemotherapie halten sich in Grenzen. Nach etwa vier bis fünf Monaten gilt sie bereits als geheilt.

Das Leben muss warten

Ihren Wunsch, nach der kräftezehrenden Therapie endlich das Leben genießen zu können, will sich die junge Frau in Hamburg erfüllen. Kurzerhand zieht sie dorthin. Ihr Freund kommt aus der Hansestadt und auch ihre Schwester lebt mit ihrem Mann dort. Außerdem hat Kaiser Freunde in ihrer neuen Wahlheimat.

Im vergangenen Sommer verspürt sie dann die gleichen unerklärbaren Rückenschmerzen wie im Jahr zuvor. Ein CT im September bestätigt ihren Verdacht: ein Rezidiv. Der Krebs ist zurück. Alles auf Anfang. Wieder muss Kaiser harte Chemotherapien durchmachen. Diesmal reagiert der Krebs nicht wie gewünscht auf die Zytostatika. Die CT-Bilder zeigen, dass der Tumor nicht kleiner wird. Kaisers Motivation, diese Krankheit zu besiegen, wird schwächer. Auch körperlich baut sie enorm ab. „Ich bin froh, die Therapie mit etwas Pandemie-Speck gestartet zu haben“, berichtet sie. Ihren kleinen Neffen, der fast zeitgleich mit der erneuten Diagnose geboren wird, kann sie gar nicht im Arm halten – die Kraft fehlt einfach.

Aktuell wird als dritte Strategie mit einer Antikörpertherapie versucht, den Tumor eventuell zu verkleinern. Eine Stammzelltransplantation gibt allerdings die einzige Chance auf Heilung. Die Prognose ohne diese Spende ist schlecht.

„Das ist ein Moral-Boost“

Familie, Freunde und Florentine Kaiser selbst bekommen wieder Hoffnung, nachdem Ende letzter Woche über die DKMS eine private Registrierungsaktion ins Leben gerufen wird. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben sich „für Florentine“ bereits über 120 neue potenzielle Spender registriert. Um die Handkoordination zu stärken und sich bildlich machen zu können, wie viele Leute sich als neue Spender zur Verfügung stellen, strickt die junge Frau einen knallbunten Schal: für jede Registrierung eine Reihe mit 25 Maschen. „Ich hoffe, mir geht bald die Wolle aus.“

Ein Flugblatt zum Ausdrucken und Verteilen steht hier als Download bereit.