Appell für Erste-Hilfe-Kurse

Apothekerin reanimiert Baby in Offizin Carolin Ciulli, 28.08.2022 12:26 Uhr

Lebensretterin in weißem Kittel: Apothekerin Dr. Hella Dierking hat ein zwei Monate altes Mädchen erfolgreich reanimiert. Foto: Einhorn Apotheke Hamburg Altona
Berlin - 

Apothekerin Dr. Hella Dierking appelliert an ihre Kolleg:innen, die Erste-Hilfe-Kurse unter den Mitarbeiter:innen zu fördern und aktuell zu halten. Die Inhaberin der Einhorn Apotheke Hamburg Altona weiß, wovon sie spricht: Bei einem Baby einer Kundin in der Offizin setzte plötzlich die Atmung aus. Dierking sprang ein und half bei der Rettung des zwei Monate alten Kindes.

Vor etwa drei Wochen stand eine Mutter in der Einhorn Apotheke und wollte ein Rezept einlösen. Plötzlich kam Unruhe in die Situation: Das Baby fing an zu röcheln und die Mutter bekam Panik, weil die Atmung ihres kleinen Kindes ausgesetzt hatte. „Ich selbst war gar nicht vorne und habe nur Schreie gehört und gedacht, was ist da bloß passiert“, sagt Dierking.

Baby war bereits blau

Als sie nach vorne kam, war das Baby bereits blau angelaufen. Das Aussetzen der Atmung kam nicht von ungefähr, denn das Kind hatte eine Vorerkrankung am Herzen und war bereits operiert worden. Die Mutter hatte das Kind auf den Boden gelegt. Diese Erste-Hilfe-Anweisung schien die Frau noch in Erinnerung gehabt zu haben, vermutet die Apotheker. Die Inhaberin blieb in dem Trubel ruhig und erinnerte sich an einen zurückliegenden 1. Hilfekurs, bei dem sie zwar nicht an einer Babypuppe üben konnte, der Leiter jedoch Tipps für Reanimation bei Kindern und Babys gegeben hatte.

Dierking fokussierte sich auf das Kind und führte eine Herzdruckmassage aus. Beatmet habe sie es kaum. Nach etwa zehn Minuten kam eine benachbarte Ärztin samt Ausrüstung zur Hilfe und unterstützte bei den Wiederbelebungsmaßnahmen, bevor die Feuerwehr eintraf. „Ich hatte in dem Moment einen Tunnelblick und weiß nur noch wenig, was drumherum passiert ist“, sagt die Apothekerin. Sie sei sehr froh über die Unterstützung der Medizinerin gewesen. Sie betont, dass sie mit ihrer Erfahrung keinesfalls als vermeintliche Heldin im Mittelpunkt stehen will. Vielmehr geht es ihr um das Beispiel, das zeige, wie wichtig klare festgelegte Abläufe für Apothekenteams in Notsituationen sind.

Notfallplan für Apothekenteams

„Wir haben so viele ältere Kunden in der Apotheke. Jetzt kam noch das Impfen dazu. Da kann immer was geschehen. So etwas wie die Rettungsaktion mit dem Baby passiert natürlich nicht in 100 Jahren.“ Dennoch zeige der Fall, wie wichtig klare Regeln und in 1. Hilfe geschulte Mitarbeiter:innen sind. „Ohne das Team und die Ärztin hätte ich es nicht geschafft“, sagt die Apothekerin.

Gerade spielte Dierking nochmals mit ihrem Team eine Notsituation durch. Als Inhaberin müsse sie einen Plan liefern, die Ansprechpartner, Aufgaben und die Zuständigkeiten sollten geklärt sein. „Es kann auch sein, dass auf der Straße etwas passiert. Die Leute kommen dann rein in die Apotheke, weil wir die weißen Kittel anhaben.“ Wichtig sei, dass man in der Praxis übe, wie man sich verhalte, sagt sie. Das kleine Mädchen konnte den Rettungskräften relativ stabil übergeben werden. Nach der Rettung sei sie selbst unter Schock gestanden. An einen anderen Ausgang der Situation und die Folgen mag sie gar nicht denken.