Apothekenschließung

Apothekerin zieht Reißleine Maria Hendrischke, 05.06.2015 13:09 Uhr

Höxter - 

Statistisch gesehen wird in Deutschland jeden Tag eine Apotheke geschlossen. Nun hat auch die Inhaberin der Hansa-Apotheke im westfälischen Höxter, Anna-Elisabeth Dreier, aufgeben müssen – aus wirtschaftlichen Gründen. Die Apothekerin fürchtet, dass im Ort noch weitere Apotheken das gleiche Schicksal ereilen wird.

Die Hansa-Apotheke hat zum 30. Mai ihre Türen geschlossen. „Sechzehn Jahre habe ich hier als Apothekerin gearbeitet, aber zuletzt war es wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnenswert“, berichtet Dreier. Sie sei zwar nicht insolvent, aber irgendwann hätte sie die Reißleine ziehen müssen.

Dreier übernahm die Hansa-Apotheke im Jahr 1999. In der Anfangszeit sei die Apotheke noch rentabel gewesen. „Dann begannen die ersten Apotheken, mit Rabatten zu jonglieren. Wer etwa mit dem Höxter Krankenhaus zusammengearbeitet hat, der hat Rabatte mit dem Krankenhaus ausgemacht“, erinnert sich Dreier. Auch den zunehmenden Internethandel sieht sie als Grund für die Schwierigkeiten, die zur Schließung ihrer Apotheke geführt haben. Von ihrer Standesvertretung ist sie enttäuscht: „Ich frage mich, inwiefern das Apothekensterben von der ABDA vielleicht sogar gewollt ist.“

Hinzu kam im Fall ihrer Geschäftsaufgabe, dass ein Arzt aus einer Doppelpraxis in Höxter bekannt gegeben habe, sich zur Ruhe setzen zu wollen, erklärt Dreier. Sein Partner könne die Patienten aber nicht vollständig übernehmen. „Das könnte auch für die anderen acht Apotheken im Ort ein Problem werden“, so Dreier. Sie könne sich daher vorstellen, dass auch einer ihrer Kollegen sein Geschäft mittelfristig aufgeben müsse.

Die Schließung sei noch nicht komplett abgewickelt, erzählt Dreier. Gerade sei sie mit der Medikamentensortierung beschäftigt. Was mit dem übrig gebliebenen Bestand geschehe, sei noch nicht vollständig geklärt; sie verhandle derzeit mit ihren Großhändlern über die Rücknahme.

„Ich habe jetzt mehrere Optionen. Als Vertretung zu arbeiten könnte ich mir vorstellen – aber an erster Stelle steht nun erst einmal eine Auszeit“, so Dreier. Denn die vergangenen Monate seien für sie sehr stressig gewesen.

Die Zahl der Apotheken ist in Deutschland seit 2008 rückläufig. 2012 fiel die Zahl der Betriebsstätten unter 21.000. Die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe sank zuletzt auf 2040 und damit laut Kammer auf den niedrigsten Stand seit 1981.