Inhaberin lädt Lauterbach ein

Am 17. November ist „Apothekentrauertag“ Carolin Ciulli, 04.11.2022 12:16 Uhr

Erst Protest, dann Trauer: Die Corvinus Apotheke in Sachsen-Anhalt begeht den 1. Apothekentrauertag.
Berlin - 

Die Corvinus Apotheke bereitet sich auf einen besonderen Tag vor: Inhaberin Anne-Kathrin Haus plant den „1. Colbitzer Apothekentrauertag“. An diesem „Trauertag“ solle den geschlossenen Apotheken gedacht und auf die Folgen der Sparpläne aufmerksam gemacht werden, sagt die Apothekerin. Dazu lud sie nicht nur Lokalpolitiker und die Presse, sondern auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein.

Haus will nicht tatenlos dabei zusehen, wie die Apotheken immer mehr leisten oder abgeben müssen. Dabei geht es ihr nicht nur um die Erhöhung des Kassenabschlags auf 2 Euro. „Die Einsparungen sind erst der Anfang von einem langen Rattenschwanz“, mahnt sie. Besonders die belastende und ausufernde Bürokratie müsse vereinfacht werden. „Das überhäuft uns.“ Auch die zunehmenden Retaxationen durch die Krankenkassen sind ihr ein Dorn im Auge. „Was da kommt, ist nicht mehr normal.“

Trauertag am 17. November

Am 17. November will die Apothekerin auf die Missstände aufmerksam machen. Das Team trage schwarze Kleidung und auch sonst dominiere die Farbe Schwarz. Zudem werde auf zurückliegenden Apothekenschließungen hingewiesen. „Wir bereiten etwas vor, das man betrauern kann“, sagt sie. Zu viel will sie jedoch nicht verraten. Der Tag soll so inszeniert werden, dass es etwas zu sehen gibt – auch um Passanten anzusprechen und Interesse zu wecken.

Die Idee kam Haus noch bevor die Apotheken Mitte Oktober in vier Bundesländern ihre Arbeit niederlegten und an einem Mittwochnachmittag „streikten“. Auch sie beteiligte sich und protestierte. Zum Trauertag lud Haus den Bürgermeister, Bundestagsabgeordnete und Minister Lauterbach ein. „Ob da eine Antwort kommt, bezweifle ich jedoch.“ Auch die Arztpraxen hat Haus bereits informiert und Kolleg:innen zur Teilnahme aufgefordert.

pDL reichen nicht

„Es macht einem schon Angst, wie viele Apotheken gerade wegbrechen. Gerade im ländlichen Bereich, der doch eigentlich gestärkt werden sollte.“ Haus hofft, dass sie mit dem „Apothekentrauertag“ etwas Aufmerksamkeit erreichen kann und dieser nicht nur in Colbitz in Sachsen-Anhalt begangen wird. „Die Politik scheint nicht zu verstehen, was das für die Apotheken bedeutet.“ Auch der Verweis auf die Honorierung von pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sei zwar gut, rette aber keine Apotheke. Darauf könne sich die Politik nicht ausruhen. „Für uns kleine Apotheken ist das nicht in der Masse stemmbar, wie wir es bräuchten, allein wegen des Personalmangels.“