Ärzte klagen über MFA-Mangel 02.09.2025 12:53 Uhr
Nicht nur in den Apotheken ist der Fachkräftemangel spürbar – er betrifft alle Gesundheitsberufe. So suchen Praxen vielerorts händeringend nach Medizinischen Fachangestellten (MFA). Die Landesärztekammer in Baden-Württemberg versucht gegenzusteuern: mit einer Online-Stellenbörse und Kampagnen, um den Beruf bekannter zu machen.
In Baden-Württemberg beginnt das neue Ausbildungsjahr für MFA. Mit dem Start ihrer Ausbildung hätten sich viele junge Menschen im Land dazu entschlossen, im Gesundheitssektor tätig zu werden. „Gerade in Zeiten des immer mehr zu spürenden Fachkräftemangels ist das ein wichtiges Signal“, erklärt Dr. Sophia Blankenhorn, Vorstandsmitglied der Ärztekammer und Vorsitzende des Ausschusses „Medizinische Fachberufe“.
Tatsächlich seien die MFA der „Dreh- und Angelpunkt“ in vielen Arztpraxen: Sie steuerten unter anderem die Patientenströme, kümmerten sich um Termin- und Abrechnungsangelegenheiten, assistierten bei Untersuchungen und seien im Labor aktiv. Wenn mehr und mehr Stellen unbesetzt blieben, könnten all diese Prozesse ins Stocken geraten.
„Das merkt man im Behandlungsalltag“, betont Blankenhorn. Dieses Problem dürfte sich sogar noch verschärfen, wenn politisch nicht gegengesteuert werde. Denn die Gesellschaft altere und perspektivisch müssten mehr ältere Menschen beim Arztbesuch viel intensiver betreut werden.
„Wie soll das gehen, wenn die MFA schon jetzt an allen Ecken und Enden fehlen?“ Auch Praxiserweiterungen oder -nachfolgen seien für Ärztinnen und Ärzte immer schwieriger zu bewältigen, wenn es zu wenig geeignetes Personal dafür gebe.
Online-Stellenbörse und Kampagnen
Die Ärztekammer will gegensteuern, unter anderem mit einer Online-Stellenbörse, um das Zustandekommen von Arbeitsverhältnissen zu fördern. Ausgebildete Fachkräfte und Interessierte könnten hier Jobs beziehungsweise Ausbildungsplätze in der gewünschten Region suchen. Zudem könnten Schülerinnen und Schüler nach Praktikumsangeboten suchen, um in den MFA-Beruf „reinzuschnuppern“.
Ärztinnen und Ärzte selbst könnten individuell über die Börse inserieren, Stellenangebote veröffentlichen und von Interessierten gefunden und kontaktiert werden. „Das Projekt erfreut sich großer Beliebtheit und wird von Kammermitgliedern sehr gut angenommen“, sagt die Kammer.
Darüber hinaus bewerbe die Kammer unter anderem auch im Rahmen von Kampagnen den MFA-Beruf, mit dem Ziel, ihn bei jungen Leuten bekannter zu machen, zeige auf Ausbildungsmessen Präsenz und informiere im Rahmen einer Online-Veranstaltung, wie Fachkräfte aus dem Ausland zur Unterstützung der hiesigen Gesundheitsbranche gewonnen werden könnten.
Politik muss gegensteuern
Vor allem müsse aber auch die Politik in die Pflicht genommen werden und die Rahmenbedingungen für den MFA-Beruf verbessert werden. Denn aktuell seien es vor allem die Zunahme der Arbeits- und Stressbelastung sowie die fehlende finanzielle und gesellschaftliche Wertschätzung, die dafür sorge, dass viele dem MFA-Beruf den Rücken zukehrten.
„Es geht um nichts weniger als die Qualität unserer Patientenversorgung und die Frage, wie viel uns das wert ist“, mahnt Blankenhorn. „Es muss politisch mehr dafür getan werden, dass junge Leute den MFA-Beruf nicht nur ergreifen, sondern auch in ihm bleiben. Der Start des Ausbildungsjahres zeigt uns, dass das Berufsbild zum Glück und allen Widrigkeiten zum Trotz nichts von seiner hohen Attraktivität verloren hat.“