Inhaber verlor zwei Betriebe

500.000 Euro Schulden: Apotheker wartet auf Staatshilfe Carolin Ciulli, 14.07.2022 15:17 Uhr

Apotheke weggespült: Wegen des Hochwassers gab es an der Straße und im Betrieb von Daniel Reuschel erhebliche Schäden.
Berlin - 

Daniel Reuschel gehört zu jenen Apothekern und Apotheker:innen, die die Flutkatastrophe vor einem Jahr besonders hart getroffen hat. Der 41-Jährige verlor seinen Betrieb, der direkt an der Ahr lag. Zwei Wochen zuvor sorgte ein Starkregen für die Schließung eines Einkaufszentrums in Bonn, in dem sich seine zweite, gerade erst eröffnete Apotheke befand. Mittlerweile ist der Familienvater aus der Katastrophenregion weggezogen und als freiberuflicher Apotheker tätig.

Die Maxmo-Apotheke in Bad Neuenahr gehört zu den vielen Betrieben, die von der Hochwasserkatastrophe zerstört wurden. Die 2015 von Reuschel übernommene Apotheke wurde regelrecht weggespült. Eine Elementarversicherung konnte er damals wegen der Lage nicht abschließen. Auch ein Jahr nach der Flut weiß er nicht, ob die Versicherung überhaupt etwas zahlen wird. „Es ist nicht viel Positives passiert, was die Katastrophe angeht.“

Zwischenzeitlich zog Reuschel mit seiner Familie um – zurück zu den Eltern nach Hessen. „Man schlägt sich so durch. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt zurück in die Heimat verlagert und versuche, dort wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Ich will es mir selbst und meiner Familie nicht zumuten, zurückzukehren.“ Die Situation sei nicht einfach, weil noch immer viel unklar sei.

Selbstständigkeit nicht möglich

Staatliche Hilfen habe er noch keine erhalten. In Rheinland-Pfalz könne er Unterstützung nur bekommen, wenn er wieder eine Apotheke eröffne. „Ich habe 500.000 Euro Schulden bei Banken. Da ist das nicht möglich.“ Auch von den Spendengeldern, die bundesweit eingesammelt wurden, habe er noch nichts erhalten. Eine Apothekerorganisation und seine Kooperation, die Maxmo-Apotheken, hätten ihn unterstützt. Von dem Verbund erhielt er von allen Mitgliedern im Zusammenhang mit einer Kalenderaktion insgesamt 100.000 Euro.

Momentan arbeitet Reuschel fünf bis sechs Tage die Woche als selbstständiger Approbierter. „Ich schaue nach vorne, es ist zwar ein harter Brocken, aber ich bin immer noch positiv eingestellt.“ Nach der Flut sei politisch so viel schiefgelaufen und der Wiederaufbau habe sehr gestockt. „Es sieht immer noch furchtbar aus“, sagt der Apotheker. In den vergangenen Woche habe sich wieder etwas getan, weil sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Jahrestag angekündigt hat. „Kurz vorher wird jetzt wieder schweres Gerät angefahren“, kritisiert er.

Seine Filiale in einem Einkaufszentrum musste er wenige Tage vor der Flut wegen eines Wasserschadens schließen. Die Apotheke hätte er Anfang Juli – also mehr als ein Jahr später – wiedereröffnen können. Doch sein Personal und auch seine Kundschaft hätten sich neu orientiert, sagt der Apotheker. „Das alles wiederaufzubauen, ist schwierig.“