Suchtbericht

1,5 Millionen sind medikamentenabhängig dpa, 05.05.2008 16:33 Uhr

Berlin - 

Bis zu 1,5 Millionen Menschen - davon 70 Prozent Frauen - sind abhängig von Medikamenten, vorwiegend von Schlafmitteln. Das geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2008 hervor, den die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) heute in Berlin vorstellte. 200 000 Menschen nehmen Opiate, Kokain, Amphetamine oder Halluzinogene ein. Nach Jahren des Rückgangs stieg die Zahl der Drogentoten seit 2006 wieder um 98 auf 1394 Menschen an. Bätzing äußerte die Hoffnung, dass die probeweise eingeführte Behandlung mit Diamorphin ungeachtet des Widerstands der Union im Bundestag doch noch flächendeckend ausgedehnt wird.

Jeder vierte Jugendliche betrinkt sich einmal im Monat hemmungslos. Die Zahl der mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingelieferten Kinder und Jugendlichen verdoppelte sich seit 2000 auf zuletzt 19 500 Patienten im Jahr. „Die problematischen Konsummuster nehmen vor allem bei jungen Menschen zu“, erläuterte Bätzing. „Sehr erfreulich“ sei, dass der Anteil jugendlicher Raucher in sechs Jahren von 28 auf 18 Prozent sank. Mit dem Raucheranteil habe auch die Zahl junger Gelegenheitskiffer abgenommen: 13 Prozent der Jugendlichen probierten Cannabis schon einmal - nach 22 Prozent drei Jahre zuvor.

42 000 Menschen sterben laut Bericht jährlich an den Folgen ihres Missbrauchs von Alkohol, sogar 140 000 durchs Rauchen und 3300 durch Passivrauchen. Immer noch rauchen 16 Millionen Menschen in Deutschland - jeder dritte Erwachsene. 9,5 Millionen Menschen trinken laut Bericht zu viel Alkohol. 1,3 Millionen sind abhängig. Bätzing zeigte sich überzeugt, dass nach dem «Jahr des Nichtraucherschutzes“ 2007 das Nichtrauchen in der Gastronomie bald völlig normal werde. Sie rief die Länder dazu auf, auf Ausnahmeregeln wie Raucherräume zu verzichten, da diese Rechtsunsicherheit brächten.