Auch rezeptpflichtige Medikamente

Wegen E-Rezept: Apo-Discounter nimmt Rx ins Programm Patrick Hollstein, 14.07.2021 14:10 Uhr

Bereit für (E-)Rezepte: Apo-Discounter verschickt jetzt auch verschreibungspflichtige Medikamente. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Bislang war Apo-Discounter ein reiner OTC-Versender. Für das Rx-Geschäft hatte die Muttergesellschaft Apologistics mit Apo.com vor zwei Jahren einen eigenen Ableger in den Niederlanden gegründet. Doch pünktlich zum Launch des E-Rezepts nimmt das Stammhaus in Markkleeberg bei Leipzig ebenfalls Rx-Medikamente ins Sortiment.

Bislang hatte Apo-Discounter keine rezeptpflichtigen Medikamente verschickt. Auf der Startseite wurde stattdessen auf den Ableger Apo.com verwiesen; bis Dezember wurden hier sogar Rx-Boni ausgelobt. Die Website von Apo.com ist im Erscheinungsbild dieselbe wie die von Apo-Discounter.

Doch jetzt ist Apo-Discounter selbst ins Rx-Geschäft eingestiegen. „E-Rezept? Jetzt neu bei uns“, wirbt der Versender aus Markkleeberg bei Leipzig im aktuellen Newsletter, verbunden mit der Aufforderung: „Lösen Sie Ihr Rezept oder E-Rezept bei Apodiscounter ein und bestellen Sie Ihre rezeptfreien Produkte gleich versandkostenfrei mit.“ Im selben Zusammenhang wird ein Sommer-Rabatt von 4 Euro ausgelobt.

Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher: „Die Apologistics-Gruppe misst dem Thema E-Rezept höchste Priorität bei und will nicht nur Teil der Digitalisierung im Healthcare-Sektor sein, sondern diese aktiv mitgestalten. Wir wollen unsere Kunden in die Lage versetzen, die Vorteile des E-Rezepts ausschöpfend nutzen zu können. Deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, unseren Kunden zu ermöglichen, ihre Rezepte nunmehr auch über Apodiscounter.de einlösen zu können. Darüber hinaus ist uns daran gelegen, unsere Kunden insbesondere auch mittels Newsletter-Mailings zum Thema ‚eRezept‘ möglichst umfassend zu informieren und ihnen zu erklären, wie das e-Rezept funktioniert und wie sie es einlösen können, welche Vorteile es mit sich bringt und wie der aktuelle Stand der Entwicklung ist.“

Unter dem Motto „Das E-Rezept kommt!“ gibt es auf der Website weitere Informationen. „Vom Arzt ausgestellt, von Ihnen digital eingelöst“, heißt es etwa. „Willkommen im neuen Zeitalter der Rezepteinlösung. Seit 1. Juli 2021 wird das elektronische Rezept (E-Rezept) von Ärzten in der Modellregion Berlin/Brandenburg digital ausgestellt, zeitnah auch in ganz Deutschland. Damit wird die Kommunikation zwischen Arzt, Patient, Apotheke und Krankenkasse deutlich erleichtert und werden Versorgungswege abgekürzt.“

Dann erfährt der Kunde, was es mit dem E-Rezept auf sich hat: „Das E-Rezept kommt voraussichtlich im Januar 2022 verpflichtend in ganz Deutschland, in einigen Modellregionen schon früher.“ Erklärt werden nicht nur Zeitplan und Funktionsweise, sondern auch die vermeintlichen Vorteile: „Sie ersparen sich den Gang zur Apotheke oder zum Briefkasten, denn mit einem Klick können Sie das Rezept bei Apodiscounter einlösen. Dadurch können Sie Ihre Bestellung umgehend einlösen, die Apotheken schneller auf die Bestellung reagieren. Auch die Lieferzeit wird dadurch deutlich verkürzt, da die Rezepteinsendung entfällt.“

Mit dem E-Rezept wird laut Apo-Discounter die Online-Sprechstunde für Arzt und Patient interessanter. „Vor allem Berufstätige und (ältere) Menschen auf dem Land müssen sich nicht mehr in der Praxis vorstellen, sondern können von zu Hause aus mit dem Arzt sprechen.“ Auch die Krankenkassen profitieren demnach – „mit Einsparungen von Zeit und Ressourcen bei der Abrechnung der Rezepte. Dies könnte sich wiederum positiv auf die Kassenbeiträge auswirken.“

Dann noch einmal zugespitzt: „Ihre Vorteile bei der e-Rezepteinlösung über Apodiscounter: Keine Schlange stehen & keine doppelten Wege. Sicherer & transparenter Bestellprozess. Schnelle & kostenfreie Lieferung – oft innerhalb von 24 Stunden. Inklusive Wechselwirkungscheck Ihrer Medikation & kostenfreier pharmazeutischer Beratung.“

Apo-Discounter wirbt mit dem Slogan „Sparen Sie sich den Weg in die Apotheke!“ Noch kann allerdings das E-Rezept nicht eingelöst werden, vielmehr muss der Kunde einen Bestellschein ausdrucken und zusammen mit dem Originalrezept einschicken. „Selbstverständlich können Sie auch Rezeptfreies auf diesem Weg mitbestellen!“ Auch ein Adressetikett wird ausgedruckt, sodass keine Portokosten anfallen. Wer keinen Umschlag oder Drucker hat, kann sein Rezept in einem ausreichend frankierten Umschlag einschicken. „Wir erstatten Ihnen die Portokosten in Form von Bonuspunkten auf Ihr Kundenkonto.“

Bei Apo.com gibt es dieselben Informationen; hier muss das Rezept allerdings nicht nach Leipzig, sondern nach Emmerich geschickt werden. Außerdem gibt es beim niederländischen Ableger nach wie vor Rx-Boni, allerdings nur für Selbstzahler: „Selbstzahler sind Privatversicherte oder gesetzlich krankenversicherte Kunden, die ihr verschreibungspflichtiges Medikament selbst zahlen und es sich nicht von der gesetzlichen Krankenkasse erstatten lassen (beispielsweise beim blauen Rezept für gesetzlich Versicherte).“

Der Rx-Bonus liegt je nach Preis des Arzneimittels bei 2,50 Euro (Preis bis 70 Euro), 5 Euro (Preis bis 300 Euro) oder 10 Euro pro Packung. Bei drei Arzneimitteln werden daher maximal 30 Euro pro Rezept gutgeschrieben. „Der Rezept-Bonus wird nach Eingang Ihres Original-Rezepts von dem Kaufpreis der Produkte abgezogen, die Sie ohne Verschreibung bestellen. Ein gegebenenfalls verbleibender Restbetrag wird in Apopunkte umgerechnet (1 Euro = 100 Punkte) und Ihrem Kundenkonto für zukünftige Bestellungen gutgeschrieben. Ihre gesammelten Apopunkte können Sie bereits ab 250 Punkten bei einer Ihrer nächsten Bestellungen ohne Rezept einlösen. Eine Barauszahlung erfolgt nicht.“

Apologistics ist mit Apo-Discounter, Apo.com und diversen weiteren Webshops nach eigenen Angaben aktuell die drittgrößte Versandapotheke im deutschen Markt hinter DocMorris und den diversen Ablegern sowie Shop-Apotheke. Der Umsatz von 200 Millionen Euro entspricht nach Unternehmensangaben einem Marktanteil von 8 Prozent. Das hochautomatisierte Logistikzentrum in Markkleeberg bei Leipzig liegt in der Nähe zum DHL-Hub und versorgt Kunden in Deutschland, Polen und Österreich. Auch in Duiven hinter der niederländischen Grenze wurde ein vollautomatisiertes Logistikcenter in Nähe zu DHL errichtet – hier liegt die Ausbaukapazität nach Unternehmensangaben bei mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz.

Durch den „intelligenten Verbund“ beider Logistikzentren kann die Gruppe nach eigenen Angaben in bestimmten Regionen mittlerweile ein Angebot der „Same-Day-Delivery“ machen. Durch Kooperationen mit führenden Partnern – beispielsweise den Telemedizinanbieter Kry – fühlt man sich bei Apologistics außerdem bestens für den „rasch wachsenden Anteil der rezeptpflichtigen Bestellungen“ gerüstet. Das Unternehmen rechnet mit einem nochmals beschleunigten Wachstum durch die Einführung des E-Rezeptes ab Sommer. So werde sich bis 2025 der deutsche Online-Apothekenmarkt auf mehr als 12 Milliarden Euro verfünffachen.