Versandhandel

Apotheker: Pick-up mit Bauchweh Carolin Bauer, 22.05.2013 13:13 Uhr

Gesundheitsquelle statt Apotheke: In der neuen Drogerie in Bad Teinach-Zavelstein betreut Leiterin Rosi Jansen (von rechts, mit Bürgermeister Markus Wendel und Mitarbeiterin Sandra Bäuerle) eine Pick-up-Stelle. Foto: Steffi Stocker
Berlin - 

Versandapotheken und Pick-up-Stellen sind für viele Apotheker ein rotes Tuch. Auch Friedrich Böckle aus Baden-Württemberg sieht sich selbst als Gegner des Versandhandels – und hat dennoch eine Abholstelle eingerichtet. „Es gab keine andere Möglichkeit, die lokale Versorgung zu sichern“, sagt der Inhaber der Quellen-Apotheke in Bad Liebenzell.

Seit Mai erhalten Patienten in dem neu eröffneten Geschäft „Gesundheitsquelle“ im baden-württembergischen Bad Teinach-Zavelstein neben Drogerieartikeln auch Medikamente. Böckle sammelt über die Abholstelle Rezepte und liefert die Arzneimittel innerhalb von 24 Stunden über seine Internetapotheke ApoRegio aus.

In das Versandgeschäft ist er vor drei Jahren eingestiegen. „Ich bin grundsätzlich ein konservativer Apotheker, der eigentlich keine neuen Dinge befürwortet“, sagt Böckle. Doch insbesondere in den abgelegenen Schwarzwald-Tälern nähmen die Versorgungsprobleme zu. „Die Pick-up-Stelle soll kein Modell sein, aber man muss sich Gedanken machen, wie diese Lücken zu schließen sind.“

Böckle selbst ist an der Drogerie beteiligt. Es ist seine erste Abholstelle. Täglich würden bis zu fünf Rezepte abgegeben. Pick-up sei jedoch kein neues Geschäftsmodell: „Es geht mir nicht um den Gewinn, sondern um die Versorgung“, betont der Apotheker.

Anfang April hatte die letzte Apotheke in der Stadt geschlossen. Inhaber Ulrich Steiner hatte seine Hirsch-Apotheke nach mehr als 30 Jahren dicht gemacht. Eine ehemalige Angestellte versorgt die Kunden heute in der Gesundheitsquelle. Die PKA betreue auch die Pick-up-Stelle, so Böckle. Zusätzlich hat der Apotheker ein „Beratungstelefon“ installiert, das den Kunden eine direkte Leitung zur Versandapotheke legt.

Auch bei der Stadt scheint man mit der Lösung in der Arzneimittelversorgung zufrieden zu sein: Auf ihren Internetseiten verweist die Verwaltung unter dem Stichwort Apotheke direkt auf die Gesundheitsquelle und die Versandapotheke ApoRegio.

In zwei Jahren wird Böckle selbst in den Ruhestand gehen. Dann kann er sich verstärkt um seine eigentliche, botanische Leidenschaft kümmern: Als ehrenamtliche Mitarbeiter führt er Touristen durch den Apothekergarten in Bad Liebenzell.