Kommentar

Besser billig bei DocMorris Patrick Hollstein, 05.12.2012 15:30 Uhr

Berlin - 

DocMorris ist die bessere Apotheke. Findet zumindest DocMorris-Chef Olaf

Heinrich. Mit besser meint er vermutlich billiger. Das sagt er aber so

nicht, denn im Streit mit der Apothekerkammer Nordrhein geht es um

Nuancen: Richter werden entscheiden müssen, ob die Versandapotheke

allenfalls besser ist, weil sie billiger ist – was sie nicht darf. Oder

ob sie billiger ist, weil sie wirklich besser ist – was sie dann dürfte.

Was Heinrich meint, wenn er „besser“ sagt, ist der Arzneimittel-Check von DocMorris. Patienten werden seit einigen Wochen dafür belohnt, dass sie auf einem Fragebogen alle Medikamente angeben, die sie einnehmen. Das ist ein verbreiteter Service in vielen Apotheken – und in Holland übrigens Pflicht.

Heinrich hofft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Einerseits fragen die niederländischen Behörden seit Monaten nach, wie es denn nun um die Einhaltung der Vorschriften steht. Andererseits kann er das Signal nach Deutschland senden, dass DocMorris mehr kann, als einfach nur billig zu sein. Dass DocMorris kein Versender ist, sondern eine Apotheke.

Schon Heinrichs alter Chef Dr. Fritz Oesterle hatte energisch versucht, DocMorris vom Image des Discounters zu befreien. Das hat der Gesetzgeber nun eigentlich möglich gemacht, indem er Rx-Boni komplett verboten hat. DocMorris gewährt sie trotzdem noch. Weil billig eben besser ist?

Lustig ist, dass die vermeintliche Qualitätsoffensive ausgerechnet jetzt kommt. Dass die Prämie als „Aufwandsentschädigung“ für das Mitwirken bei der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung den echten Bonus auf Rezept so nahtlos abgelöst hat. Dass der Check immer an ein Rezept gebunden ist und dass der Bonus umso größer ist, je komplizierter die Abfrage wird.

Die Debatte vor Gericht könnte noch groteske Züge annehmen: Denn wenn die Versandapotheke nach niederländischem Recht Arzneimittel-Checks durchführen muss, dann darf sie eigentlich keine Kunden ohne Bonus beliefern. Wenn sie aber nach deutschem Recht keinen Bonus gewähren darf, dann kann sie eigentlich auch keine Arzneimittel-Checks durchführen.

Wenn Heinrich also irgendwann im neuen Jahr den Bonus umstellen muss, dann hat er nicht nur Zeit – und damit Umsätze – gewonnen. Dann kann er auch der Apothekerlobby vorwerfen, nicht nur günstige Preise, sondern auch die Arzneimittelsicherheit zu blockieren. Das billiger nicht besser ist, wird vermutlich wieder einmal niemanden interessieren.