Nach Großbrand

Zyto-Container für Berg-Apotheke Alexander Müller, 28.02.2015 07:59 Uhr

Berlin - 

Nach dem Großbrand bei der Berg-Apotheke (BA Unternehmensgruppe) kurz vor Weihnachten laufen die Sanierungsarbeiten weiter. Anfang des Monats konnte immerhin schon ein Neubau mit Büros bezogen werden. Der komplette Wiederaufbau der Sterilherstellung wird noch länger dauern. Der geschäftsführende Gesellschafter der Gruppe, Timo Dörr, will die Reinraumfläche mit einem Neubau erheblich vergrößern. Derzeit wird extern sowie von Lohnherstellern produziert. Für die Zwischenzeit gibt es ab April zwei Zyto-Container.

Der Brand war in der Nacht auf den 17. Dezember in der Technikzentrale im Dachgeschoss ausgebrochen. Mehr als 100 Feuerwehrleute mussten anrücken, das Gebäude stand auf einer Fläche von 800 Quadratmetern vollständig in Flammen. Erst um 10 Uhr morgens konnte der Brand gelöscht werden, doch in den kommenden vier Tagen musste die Feuerwehr noch elfmal anrücken, um Nachbrände zu löschen.

Die Reinräume waren zwar von dem Brand nicht direkt betroffen, wurden aber durch Ruß und Löschwasser so in Mitleidenschaft gezogen, dass sie vollständig abgebaut werden mussten. Vorübergehend konnte die Sterilherstellung ausgelagert werden. Dörr mietete in Münster eine Fläche zur Produktion. Etwa die Hälfte des Sortiments wird dort schon seit dem 2. Januar hergestellt. Den Rest lässt die Gruppe aktuell von verschiedenen Lohnherstellern produzieren.

Möglichst schnell soll wieder vollständig auf dem eigenem Gelände gearbeitet werden. Eine mittelfristige Lösung dazu ist gefunden: Dörr hat zwei Reinraumcontainer gemietet, die im April in Betrieb genommen werden sollen. Auf einer Fläche von zweimal 60 Quadratmetern kann dann wieder am eigenen Standort produziert werden.

Die Container werden derzeit in Augsburg von der Firma Kelvin gebaut. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Günzburg macht die Hälfte seines Umsatzes mit Reinraumtechnik, das Helios-Klinikum in Plauen etwa wurde von Kelvin ausgestattet. Zum Tätigkeitsfeld der Firma zählen zudem Lüftungs-, Steuerungs- und Solartechnik sowie Wärmepumpen und alles, was mit Kälte/Klima zu tun hat.

Ein spezielles Angebot sind laut Kelvin-Geschäftsführer Thomas Rapp die modulen Reinräume. Die beiden Einheiten für die BA Unternehmensgruppe werden derzeit nach den Bedürfnissen der Apotheke umgebaut und sollen Mitte März ausgeliefert werden. Die Container sind 15 Meter lang, fünf Meter breit und gut drei Meter hoch. Selbst für Schwertransporter seien diese Ausmaße grenzwertig, sagt Rapp.

Nach der finalen Installation von Kelvin müssen die Container noch von den Aufsichtsbehörden abgenommen werden. Dörr geht davon aus, spätestens ab Mitte April mit der Produktion zu starten. Dann sollen wieder alle Sterillösungen in Ibbenbüren hergestellt werden. Denn die Container seien allemal besser als die aktuell gemieteten Flächen: Der Firmenstandort in Ibbenbüren ist rund 40 Kilometer von Münster entfernt. Für die Mitarbeiter, die dort in zwei Schichten arbeiten, hat Dörr einen Sammeltransport eingerichtet.

Die langfristige Planung ist ein Neubau. Die Reinraumfläche soll in diesem Zuge um 50 Prozent vergrößert werden. Der Bauantrag sei bereits gestellt, berichtet Dörr. Im vierten Quartal soll die Anlage bezugsfertig sein.

Bereits umgezogen sind 80 Mitarbeiter in die neuen Büroflächen. Eigentlich war der Umzug in den Neubau schon für den 19. Dezember geplant – doch dann brannte es zwei Tage zuvor im Altbau nebenan. Weil die Bürofläche saniert werden musste, konnten die Mitarbeiter erst Anfang des Monats ihre neuen Arbeitsplätze einnehmen. Im Altbau müssen noch 300 Quadratmeter Bürofläche saniert werden. Die Arbeiten sollen im August abgeschlossen sein.

„Alles in allem sieht es jetzt schon gut aus“, so Dörr. Den Schaden von etwa 5 Millionen Euro übernimmt die Versicherung. Besonders erfreut ist der Chef der Gruppe, dass trotz der Turbulenzen kein einziger Kunde abgesprungen sei. Der Januar sei mit 33 Millionen Euro der umsatzstärkste Monat aller Zeiten gewesen.

Zur BA Unternehmensgruppe gehört ein Dutzend eigenständiger Gesellschaften, darunter die Berg-Apotheke, der größte Impfstoffversender der Republik. Im Juli hatte die Berg-Apotheke noch ihre beiden bislang größten Konkurrenten Römer-Apotheke und A1-direkt übernommen. Zu den 90 Millionen Euro Umsatz, die 2013 mit der Impfstoffversorgung von Praxen erzielt wurden, kommen somit jährlich 42 Millionen Euro hinzu.