Generikakonzerne

Stada baut auf drei Säulen Tobias Lau, 08.03.2018 15:28 Uhr

Berlin - 

Stada will sich für die Zukunft wappnen. Dazu hat die Geschäftsführung um Claudio Albrecht eine 3-Säulen-Strategie vorgelegt, die den Weg in den nächsten fünf Jahren abstecken soll. Der Konzern will spezialisierter, internationaler und innovativer werden.

„Wir möchten Stada restrukturieren und modernisieren“, sagte Albrecht bei der Vorstellung der Bilanz 2017. „Daher haben wir beschlossen, die Strategie neu auszurichten.“ Auf der anschließenden Investorenkonferenz erklärte er die Pläne zur Neuausrichtung en détail. Die bauen auf drei Säulen auf: verordnungsfreie OTC-Produkte, Generika und Spezialpharmazeutika inklusive Biosimilars. Gemeinsam stehen die unter dem Titel „New Skills“ – denn die brauche das Unternehmen, wenn es langfristig wettbewerbsfähig sein will.

„Wir müssen dazulernen“, so Albrecht zu den Investoren. Ziel sei es, in fünf Jahren der drittgrößte Generikakonzern Europas und Platz fünf weltweit zu sein. Dazu müsse vor allem mehr in Forschung und Entwicklung investiert werden. Um mehr als ein Drittel sollen die Ausgaben bis 2020 steigen, von jetzt 6 auf dann 8 Prozent des Konzernumsatzes. Dabei sei zu bedenken, dass man in dieser Zeit mit einem konstant wachsenden Umsatz rechne. Insbesondere in neue Technologien wolle man dabei investieren, um auch jene sehr komplexen Spezialpharmazeutika herstellen zu können, die sich bisher noch nicht im Stada-Portfolio finden. „Es ergibt aber keinen Sinn, etwas zu machen, nur weil es schwierig ist“, so der 58-Jährige.

Deshalb will Stada sich auf vier Kernbereiche konzentrieren: Schmerzbehandlung, Diabetes, Onkologie und Ophtalmologie. Gewinner der neuen Strategie soll vor allem Stadapharm sein, wo ein großer Teil der neuen Produktentwicklungen angesiedelt werden. Und für die müssen genauso wie für die OTC-Produkte neue Märkte erschlossen werden. „Wir sind kein Global Player. Auf einigen wichtigen und dynamischen Märkten sind wir nicht vertreten“, konstatierte der CEO. Auch dafür gibt es eine Strategie: Schwerpunkte der Internationalisierung sollen die USA, Großbritannien, Ost- und Nordeuropa sowie Ostasien, Nordafrika und der Nahe Osten sein.

Insbesondere in den USA sei jedoch Fingerspitzengefühl gefragt. „Lassen Sie mich das ganz klar sagen: Wir haben dort nicht die Absicht, ins Generika-Massengeschäft einzusteigen. Wir wollen uns in den USA auf unsere dortige Nische konzentrieren. Und das ist Parkinson.“ Der Markt in Nordafrika und dem Nahen Osten wiederum sei bisher fast gar nicht erschlossen. „Dort leben eine halbe Milliarde Menschen, die wir bisher nicht erreichen“, so Albrecht, der noch bis September im Amt bleibt und dann von Peter Goldschmidt abgelöst wird. Außerdem müsse Stada in Vietnam wieder aufgebaut werden. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt bei der Internationalisierung sei Großbritannien. Der dortige Generikamarkt sei „ein weißer Fleck auf unserer Landkarte.“

Die Erschließung neuer Märkte leichter machen soll auch eine Zentralisierung der Produkte. Konzernweit und global einheitliche Marken- und Produktstandards sind dafür die Vorgabe. Ein stärkere Präsenz in den neuen Märkten könne aber nicht nur aus dem Unternehmen selbst generiert werden, sondern müsse auch durch Zukäufe erfolgen. Dabei blicke die Geschäftsführung vor allem nach Großbritannien, Polen und in den Nahen Osten. Es sei wahrscheinlich, dass dort in der Zukunft zugekauft wird, „etwas konkretes liegt im Moment allerdings noch nicht auf dem Tisch.“ Außerdem soll in Russland investiert werden. Man habe dort eine starke Position und viele Produkte in der Pipeline, weswegen die Kapazitäten ausgebaut werden sollen.

Während im Ausland wohl Geld auf den Tisch gelegt werden wird, soll zuhause gespart werden. Produktion und Verwaltung müssen günstiger werden. Zwar werde der Unternehmenssitz in Bad Vilbel von der Zentralisierung insgesamt profitieren. Aufgrund der Sparmaßnahmen werde es aber voraussichtlich eine neutrale oder leicht reduzierten Personalentwicklung geben.