Verwirrung um selbst ausgestellte Zertifikate

Selbsttests: Ansturm auf Discounter APOTHEKE ADHOC/ dpa, 06.03.2021 13:14 Uhr aktualisiert am 06.03.2021 14:28 Uhr

Berlin - 

Der großflächige Verkauf von Corona-Selbsttests im Einzelhandel hat begonnen. Beim Discounter Aldi sind die Tests seit Samstagmorgen direkt an der Kasse erhältlich. Vielerorts waren sie aber bereits nach kurzer Zeit ausverkauft. Auch der Konkurrent Lidl und die Supermärkte von Rewe und Edeka wollen bald mit dem Verkauf beginnen. Der Hersteller Aesku bietet derweil an, sich für den selbst durchgeführten per App ein Zertifikat auszustellen.

Die Drogeriemarkt-Ketten Rossmann und dm planen den Start für Dienstag. „Wir rechnen mit einer Verfügbarkeit für unsere Kunden frühestens ab dem 09. 03. 2021, sofern die Lieferzusagen des Herstellers eingehalten werden können“, erklärte dm dazu. Bei Aldi ist die Abgabemenge der in Deutschland produzierten Tests zunächst auf eine Packung pro Kunde begrenzt. „Wir appellieren hier auch wieder ein Stück weit an die Solidarität unserer Kunden“, erklärte Nicolás de Lope, Deutschlandchef von Aldi Nord, gegenüber dem Sender RTL/ntv.

Eine Packung kostet rund 25 Euro und enthält fünf Tests. Die Produkte liegen nicht in Regalen aus, sondern werden ausschließlich an der Kasse abgegeben. Werbeplakate oder andere Ankündigungen fehlen. Die Beratung fällt mitunter sehr knapp aus. In einer Filiale hieß es auf die Frage nach dem Gebrauch: „Steht alles in der Gebrauchsanleitung.“ Noch seien genug verfügbar, hieß es in Gerolzhofen. Man gehe davon aus, dass die Menge zunächst ausreiche. Aldi Nord und Aldi Süd hatten schon vorab darauf hingewiesen, dass die Aktionsware bei einer sehr hohen Nachfrage auch schon am ersten Aktionstag vergriffen sein könnte. Dies sei aber eine erste Charge, mehr Ware sei bereits unterwegs, sagte ein Sprecher von Aldi Süd der dpa am Freitag. Mancherorts waren die Tests bereits nach Minuten ausverkauft. Die Bild-Zeitung berichtet von Schlangen vor einer Aldi-Filiale in Timmendorfer Strand – dort seien die Tests schon nach 12 Minuten vergriffen gewesen. Im Schaufenster hängt bereits seit Samstagmorgen ein Plakat: „Leider ist der Artikel Corona-Selbsttest aktuell nicht mehr verfügbar. Weitere Artikel sind bereits unterwegs. Vielen Dank für ihr Verständnis.“

Aldi zeigte von dem Ansturm selbst überrascht. „Die Artikel, die wir stationär in den Filialen vorrätig hatten, waren am Vormittag in den meisten unserer Filialen erwartungsgemäß ausverkauft“, teilten Aldi Süd und Aldi Nord mit. Das Interesse an den Tests habe den Discounter allerdings „in dieser Intensität doch überrascht“. Aldi bat Kunden, die leer ausgingen, um Verständnis. In der neuen Woche werde bereits mit den nächsten Lieferungen gerechnet.

Lidl wiederum verkauft die Selbsttests – bisher nur online, dafür versandkostenfrei – für 21,99 Euro pro 5er-Packung. Allerdings ist der Online-Shop bereits seit Samstagmorgen nicht zu erreichen. „Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und hoffen Sie bald wieder hier begrüßen zu dürfen“, heißt es, wenn man versucht, auf die Seite zu kommen. Das Unternehmen weist mittlerweile daraufhin, dass es wegen der großen Nachfrage beim Zugang zum Shop zu Verzögerungen komme. In Kürze werde auch der Verkauf in den Filialen beginnen.

Für Verwirrung sorgt unterdessen das rheinland-pfälzische Unternehmen Aesku, der Hersteller des bei Aldi verkauften Selbsttests: Denn das Unternehmen bietet die Möglichkeit an, sich nach Durchführung des Selbsttests per App selbst ein Zertifikat auszustellen. Auch online kann man sich über die Produktseite ein Zertifikat selbst ausstellen: „Sicher Sie sich jetzt Ihr Testzertifikat zur Legitimierung in Geschäften für die nächsten sechs Stunden“, heißt es da. Aesku fragt dazu lediglich, ob man den Test selbst durchgeführt hat und wie das Testergebnis war. Klickt man auf „negativ“, erhält man ein entsprechendes Zertifikat, klickt man auf „positiv“, erscheint eine Aufforderung: „Bitte konsultieren Sie sofort eine Ärztin, einen Arzt!“

Dabei dürfte es sich aber eher um eine Werbemaßnahme handeln – einen wirklichen Nutzen dürfte diese Zertifikate nämlich nicht haben: Im Reiseverkehr werden explizit nur Zertifikate von professionell durchgeführten PCR-Tests aus anerkannten Laboren akzeptiert und auch andernorts nur offizielle Zertifikate von professionell durchgeführten Antigentests, da die Zertifizierung eines von einem Laien ohne Aufsicht durchgeführten Tests keine Aussagekraft besitzt. Aesku war für eine Anfrage zu dem Thema nicht zu erreichen.