OTC-Produkte

Schmerzsalbe vom Promi-Doc Maria Hendrischke, 22.05.2015 13:23 Uhr

Berlin - 

Ärzte und Promis dürfen nicht für Medikamente werben. Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist Arzt und prominent – und seit Jahren im Arzneimittelgeschäft. Der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der Fußballnationalmannschaft ist der „Doc“ hinter der Doc-Salbe von Hermes. Mit Profelan hat er nach wie vor ein eigenes Produkt am Markt.

Auch wenn die Doc-Salbe in Fachkreisen nach wie vor mit dem Promi-Arzt aus München verbunden wird: Der eigentliche Erfinder ist Udo Apfelbaum – ein Studienabbrecher aus Deutschland, der seit Jahren in der Schweiz lebt. Er hatte sich bereits in verschiedenen Branchen ausprobiert, als ihn 1993 ein Freund daran erinnerte, dass er irgendwann einmal anfangen müsste, für seine Rente zu arbeiten. Aus irgendeinem Grund sei ihm da die Idee zu einer Sportsalbe gekommen.

Bei Pharno-Wedropharm wurde Apfelbaum fündig: Das Unternehmen aus Buchholz bei Hamburg hatte 1978 unter der Traditionsmarke Oerelin eine Campher-haltige Rheuma-Salbe auf den Markt gebracht, für die es keine Verwendung mehr gab. Apfelbaum ersetzte die bisherigen Zutaten durch Arnika – weil es „ein tolles Mittel“ ist. Selbst kein ausgebildeter Pharmazeut, war er durch Zufall mit der Heilpflanze in Kontakt gekommen. Die Zusammensetzung hatte er sich quasi angelesen.

Für die Dosierung holte er sich Rat bei Professoren. „Wir haben gerade so viel von jedem Wirkstoff zugefügt, dass wir die Salbe noch nicht als Arzneimittel zulassen mussten“, erinnert sich der Unternehmer. Apfelbaum holte sich den Lohnhersteller Löns an Bord und gründete die Firma „Sportmedizin-Team München“. Im Herbst 1993 kam die „Doc Sportsalbe“ auf den Markt.

Über Adolf Merckle kam kurz darauf der Kontakt zu Müller-Wohlfahrt zustande. Der berühmte Mediziner wollte seinen Namen im Arzneimittelbereich vermarkten; bei Ratiopharm sah man damals keine Berührungspunkte. Apfelbaum sah seine Chance und machte den Arzt zum Partner. Ab Ende 1995 wurde das Produkt unter dem Namen „Doc Salbe nach Dr. Müller-Wohlfahrt“ vertrieben. „Gute Qualität allein verkauft sich leider nicht, es muss ein bekannter Name dahinter stehen“, erklärt Apfelbaum.

Der Orthopäde wollte aber schnell mehr als nur Tantiemen – er wollte die Firma. „Müller-Wohlfahrt hat mir aber angeboten, nach der Übernahme gegen eine Zahlung von 300.000 D-Mark Geschäftsführer zu bleiben – in meinem eigenen Unternehmen“, so Apfelbaum. Ende der 1990er Jahre kam es zum Streit, Müller-Wohlfahrt verlor den Prozess.

1998 trennten sich die Wege: Die „Doc-Salbe“ verlor den Namenszusatz, Müller-Wohlfahrt gründete seine eigene Firma und brachte ein Jahr später die „Profelan Salbe nach Müller-Wohlfahrt“ auf den Markt. Später wurden weitere Produkte wie Oxana und Basomin eingeführt; im vergangenen Jahr kam es bei der Firma allerdings zum Eklat: Mehrere Aktionäre warfen dem Mehrheitseigner Untreue vor. Müller-Wohlfahrt kann mit prominenten Investoren aufwarten: Neben Franz Beckenbauer zählen die Schauspielerin Elke Sommer, der Designer Rolf Sachs und die adlige Auersperg-Familie zu den Minderheitsgesellschaftern seines Unternehmens.

Apfelbaum schlug sich mit der „Doc-Salbe“ durch und versuchte eine Zeitlang, neue innovative Produkte zu lancieren. 2009 warf er das Handtuch und verkaufte seine Erfindung an Hermes Arzneimittel. Beim Mittelständler aus München hatte ein Jahr zuvor Jörg Wieczorek als Geschäftsführer die Verantwortung für den OTC-Bereich übernommen.

Um das Geschäft auszuweiten, brachte Wieczorek unter der Marke kurz darauf ein Ibuprofen-haltiges Schmerzgel auf den Markt; der Klassiker wird seit 2011 unter dem Namen „Doc Arnika“ vertrieben. Weil sich parallel auch die Konkurrenz breit machte, wurden 2013 unter der Marke „Doc Therma“ schließlich Wärmeauflagen eingeführt.

Mit einem Marktanteil von 40 Prozent liegt das ursprüngliche Produkt in seinem Segment vor Profelan sowie den Arnika-Produkten der Marken Allgäuer Latschenkiefer (Dr. Theiss) und Kneipp (Hartmann). Apfelbaum hat sich mit dem Verkaufserlös eine neue Existenz aufgebaut: Er verkauft in der Gemeinde Paradiso am Luganersee Luxusimmobilien.