Wegen Konkurrenzdruck

Sanicare plant Standort in Holland 15.07.2025 08:55 Uhr

Berlin - 

Sanicare holt sich Investoren an Bord. Weil das in Deutschland nicht möglich ist, soll in den Niederlanden investiert werden. Grund seien Wachstumsbegrenzungen durch die deutsche Gesetzgebung. Das nötige Kapital für den Standort in den Niederlanden stamme aus Holland.

Die Versandapotheke mit Sitz in Bad Laer soll erhalten bleiben. Geplant seien „gezielte Investitionen in den Niederlanden“. Der gesetzliche Rahmen in Deutschland lasse „ein zukunftsfähiges, investorengetragenes Wachstum faktisch“ nicht zu. Die Zentrale bleibe in Niedersachsen. Aktuell sind dort mehr als 275 Mitarbeitende in Bereichen wie Einkauf, Logistik, Marketing, E-Commerce, Kundenservice und Pharmazie beschäftigt.

Doch die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland machten weiteres Wachstum nahezu unmöglich, moniert Sanicare. Inhaber:innen hafteten etwa persönlich. Dadurch müssten Innovationen aus Eigenmitteln gestemmt werden. „Wir bleiben mit ganzem Herzen in Bad Laer – aber wachsen müssen wir aus den Niederlanden heraus“, erklärt Marcus Diekmann, Chief Strategy, Digital & eCommerce Officer der Sanicare-Gruppe. „Bad Laer bleibt das Zentrum – aber der Gesetzgeber zwingt uns zu einem zweiten Standort.“

Verhandlungen mit niederländischen Apotheken

Laut Bild sei eine Millionen-Investiton geplant und Verhandlungen mit Apotheken liefen. Am niederländischen Standort solle eine „zukunftsfähige Plattform“ aufgebaut werden. Sie solle etwa Beratung mit Künstlicher Intelligenz (KI) zum Beispiel bei Hautveränderungen oder Symptomerkennung bieten. Zudem sei „Voicefirst-Commerce: Eine sprachbasierte Bestelllösung mit KI-Logik, die klassische Onlineshops ersetzt“ oder personalisierte Gesundheitsservices geplant. „Wir entwickeln keine Versandapotheke 2.0 – sondern eine Gesundheitsplattform, die Apotheken-Exzellenz, KI, Telemedizin und echte Patient:innenzentrierung verbindet“, so Diekmann. Der Schritt falle „gerade den Gesellschaftern Christoph Bertram und Heinrich Meyer sehr schwer“, so Dieckmann gegenüber Bild.de.

Sanicare fordert von der neuen Bundesregierung „faire Wettbewerbsbedingungen im europäischen Apothekenmarkt“. Dieckmann: „Wir unterstützen ausdrücklich, dass der Beruf des Apothekers in Deutschland besonders geschützt ist – und das soll auch so bleiben. Aber dieser Schutz darf nicht zulasten der Wettbewerbsfähigkeit gehen.“ Wenn Apotheken aus dem Ausland auf dem deutschen Markt agieren dürften, müssten sie auch denselben Regeln unterliegen. „Alles andere verzerrt den Markt und gefährdet langfristig die Versorgung.“

Aktuell können europäische Mitbewerber investorenfinanziert wachsen, aggressive Preise setzen und mit hohen Marketingbudgets agieren – ohne den deutschen Restriktionen zu unterliegen. Für deutsche Apotheken ist das strukturell nicht möglich. „Was wir fordern, ist kein Freifahrtschein – sondern Gleichbehandlung“, appelliert Diekmann.