Versandapotheken

Rezepturen: DocMorris mahnt Noweda ab APOTHEKE ADHOC, 25.10.2017 16:28 Uhr

Berlin - 

DocMorris hat die Noweda abgemahnt. Der Anlass ist die Informationskampagne „Sofort vor Ort“, mit der die Genossenschaft auf das EuGH-Urteil zu Rx-Boni reagiert und Patienten über die Defizite der EU-Versender informiert hatte. Die Aussage, dass Versandapotheken keine Rezepturen herstellen, ist laut DocMorris falsch.

„Welche ausländische Versandapotheke fertigt Ihre Salbe?“ So lautete die Frage auf dem betreffenden Plakat der Noweda. Die Antwort: „Keine“.

Diese Aussage ist laut DocMorris falsch. Die Versandapotheke hat die Noweda daher aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Davon will man in Essen nichts wissen: „Die Aktion hat offensichtlich ins Schwarze getroffen“, so Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck. „Wir scheuen die gerichtliche Auseinandersetzung mit DocMorris nicht. Ein fairer Wettbewerb mit den Vor-Ort-Apotheken setzt gleichwertige Leistungen voraus. Das ist aus unserer Sicht nicht gegeben.“

Die Noweda will die Unterlassungserklärung nicht abgeben, informiert ihre Mitglieder aber darüber, dass es im Laufe der rechtlichen Auseinandersetzung erforderlich werden könne, das Plakatmotiv nicht mehr zu verwenden. In diesem Fall werde man sich rechtzeitig an die Apotheken wenden.

DocMorris hatte in einer Broschüre erklärt, bis auf wenige Ausnahmen Rezepturen anzufertigen. Man biete den Kunden an, Details vorab mit dem pharmazeutischen Kundenservice telefonisch zu besprechen. Tatsächlich hatte DocMorris wiederholt Rezepte an Kunden zurückgeschickt, auf denen Ärzte individuelle Zubereitungen verordnet hatten. Die Begründungen variierten, je nach Fall wurde auf deutsche Vorschriften zum Lieferzeitraum oder niederländisches Apothekenrecht verwiesen. „So dürfen einige Substanzen, z.B. Ammoniumbituminosulfonat oder Jod, in den Niederlanden für Rezepturen nicht verwendet werden, da sie hier als obsolet betrachtet werden bzw. eine negative Nutzen/Risiko-Relation aufweisen“, hieß es in einem Schreiben aus August.

Die Noweda will nun herausfinden, wie oft DocMorris schon Rezepturen abgelehnt hat. „Wir haben unsere Mitglieder und Kunden nun gebeten, uns zu informieren, falls ihnen ebenfalls konkrete Fälle bekannt sind, in denen individuelle Rezepturaufträge von DocMorris abgelehnt wurden“, so Kuck.

DocMorris und Noweda sind „Lieblingsfeinde“, seit die Genossenschaft drei Apotheker im Kampf gegen das Abgabeterminal der niederländischen Versandapotheke unterstützt. Laut Kuck übernimmt die Noweda das volle Prozessrisiko und trägt auch die Kosten für hochspezialisierte Fachanwälte.

„Wie wir bereits angekündigt haben, werden wir auch in Zukunft jedes Noweda-Mitglied unterstützen, das von automatisierten Abgabestellen von DocMorris oder auch anderen Marktteilnehmern betroffen ist.“ In einem offenen Brief an die Einwohner von Hüffenhardt hatte die Noweda ihre Position bereits deutlich gemacht.