AMG-Novelle

Reimporteure: Preise dürfen keine Verschlusssache sein Benjamin Rohrer, 11.04.2012 09:29 Uhr

Berlin - 

Die Union beharrt auf ihrer Forderung, dass die ausgehandelten Preise neuer Arzneimittel vertraulich behandelt werden. Die Reimporteure laufen Sturm gegen die Pläne: „Schluss mit der Phantomdebatte: Kein Gesetz, kein Lobbyverband darf

und wird erreichen können, dass die Arzneimittelpreise in Deutschland

geheime Verschlusssache bleiben“, sagte Jörg Geller, Geschäftsführer bei Kohlpharma und Vorstandsmitglied beim Branchenverband VAD.

 

Seit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) müssen Pharmaunternehmen die Preise ihrer neuen Arzneimittel mit Zusatznutzen mit den Krankenkassen verhandeln. Die Pharmaverbände fordern seit Monaten, dass die ausgehandelten Rabatte geheim bleiben; aufgrund der Referenzpreiswirkung von Deutschland befürchten die Unternehmen sonst einen Preisrutsch.

In ihrem abgestimmten Positionspapier zur AMG-Novelle hat sich die Union nun nochmals gegen eine Veröffentlichung ausgesprochen: Bei vertraulichen Verhandlungen bestehe mehr Spielraum für Rabatte. Für die Hersteller sei es mit Blick auf den europäischen Markt wichtig, dass die Erstattungspreise nicht öffentlich zugänglich seien, heißt es.

 

 

Der VAD warnt vor negativen Auswirkungen einer solchen Regelung für Reimporteure und Apotheken: Für die Berechnung ihres Preises benötigen die Importeure schließlich den Nettopreis, also den Herstellerabgabepreis abzüglich verschiedenster Rabatte. Ohne Kenntnis der Inlandspreise könnten Importarzneimittel nicht angeboten werden, da sie per Gesetz billiger sein müssten als die Originalarzneimittel, erklärt Geller.

Chaotische Zuständen drohten auch den Apotheken: „Schon heute weiß kein Apotheker, welches Medikament für eine Kasse preiswerter ist, da dies von unbekannten Rabatten, Abschlägen und Verhandlungen zwischen den einzelnen Herstellern und den Kassen abhängig ist“, sagte Geller. Transparenz sei eine wesentliche Bedingung eines funktionierenden Marktes.

Die Forderung der Importeure, dass die Rabatte der Hersteller offen gelegt werden sollen, ist nicht neu: Im vergangenen Mai war Kohlpharma in dieser Sache sogar vor Gericht gezogen. Der Importeur will in einer Musterklage durchsetzen, dass Rabattarzneimittel nicht vorrangig abgegeben werden, wenn Importe günstiger sind. Dazu müssten die Krankenkassen die Rabatte transparent machen.