Potenzmittel

ACA Müller bringt Emasex zurück Carolin Bauer, 24.02.2016 09:10 Uhr

Berlin - 

Viagra war gestern. Deseo hat gezeigt, dass Potenzmittel auch ohne Wirkstoff am Markt funktionieren können. Jetzt bringt ACA Müller ein Konkurrenzprodukt in die Apotheken: Emasex ist ein Homöopathikum auf der Basis von Mönchspfeffer. Der Reimporteur baut damit sein Geschäft mit Markenprodukten weiter aus.

Homöopathische Mittel zur Behandlung von sexueller Schwäche haben eine lange Tradition. Hersteller wie Cefak, Hevert, Pflüger und Kattwiga haben entsprechende Präparate auf dem Markt, die in der Regel Damiana (Turnera diffusa) enthalten. Allerdings sind die Produkte nur wenigen Verbrauchern bekannt.

Seit September 2009 hat der Münchener Herstelller Dr. Fischer (FGP) den Markt neu aufgerollt. Als Deseo eingeführt wurde, hatte das Produkt bereits einige Jahre auf dem Buckel. Mit massiver TV-Präsenz und rechtlich mitunter grenzwertigen Wirkversprechen hat der Hersteller das Mittel auch in die Köpfe von Verbrauchern gebracht, die mit Homöopathie sonst vergleichsweise wenig am Hut haben.

Jetzt hat ACA Müller ein vergleichbares Produkt aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Emasex-A vitex soll bei sexuellen Störungen bei Männern angewendet werden; als Wirkstoff ist Vitex agnus-castus in der Verdünnung D2 enthalten. Mönchspfeffer wird in der Umgangssprache auch Keuschbaum genannt, weil er angeblich die Libido abschwächt.

„Das Arzneimittel ist über den Großhandel zu 100 Prozent verfügbar“, sagt Firmenchef Arne Nielsen. ACA Müller nimmt auch Direktbestellungen an. Angeboten werden zwei Packungsgrößen mit 50 beziehungsweise 100 Tabletten. Der Preis liegt bei rund 29 beziehungsweise rund 45 Euro. Damit ist Emasex deutlich günstiger als das seit Kurzem unter der Marke Neradin erhältliche Pendant zu Deseo in Tablettenform, das 50 Euro à 40 Stück kostet. Außerdem sollen maximal drei statt sechs Tabletten eingenommen werden. Cefagil wiederum ist mit 35 Euro für 100 Stück zwar noch günstiger, allerdings sind hier bis zu 12 Tabletten am Tag vorgesehen.

Emasex war in den 1990er Jahren schon einmal deutlich bekannter; allerdings wurde das Produkt zuletzt vernachlässigt. Vor ACA Müller hatten die Vertriebsfirma Kyberg und der Reimporteur Eurim das Potenzmittel im Gepäck. Auch das Packungsdesign wurde verändert: Früher kam das Potenzmittel in einer grün-blauen Packung daher, jetzt dominieren die Farben Weiß und Türkis. Emasex wird vom nordrhein-westfälischen Lohnhersteller Rottendorf produziert.

Die Marke gehört der Liechtensteiner Firma „Anstalt für Zellforschung“. Das 1958 gegründete Unternehmen bietet außerdem zwei weitere Produkte an: Nervinetten mit Baldrianwurzel und Hopfenzapfen sowie das Multivitaminpräparat Zellaforte mit Magnesium. Die Produkte werden vor allem in der Schweiz sowie in Bolivien, Mexiko, Ecuador, Venezuela und Paraguay vertrieben. Weitere Vertriebspartner sind Schmidts Pharma beziehungsweise Novum Pharma sowie Grünenthal.

ACA Müller vertreibt in Apotheken und bei Tätowierern seit 2014 auch das Hautpflegeprodukt Tattoomed, das nach einer Tätowierung angewendet werden soll. Zum Sortiment gehört auch das Entgiftungsmittel Enterosgel, das auch Symptome von Reisedurchfall oder Gastroenteritis lindern sowie den Abbau von Alkohol beschleunigen soll.

Das Unternehmen erwirtschaftet mit rund 300 Mitabeitern einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro. ACA Müller liegt unter den Reimporteuren mit einem Marktanteil von aktuell 4 Prozent auf Platz 8 knapp hinter Haemato Pharm (4 Prozent).

Branchenprimus ist Kohlpharma mit 23 Prozent. Dahinter rangieren Emra (16 Prozent), Eurim (12 Prozent), Orifarm (9 Prozent), CC Pharma (9 Prozent) und Axicorp (8 Prozent). Die großen Anbieter kontrollieren zusammen 80 Prozent des Marktes, mussten allerdings im Laufe des vergangenen Jahres Umsätze abgeben. Profitiert haben auch kleinere Anbieter wie Abacus, Beragena und Haemato.