Orifarm kauft Takeda-Portfolio

Reimporteur wird OTC-Schwergewicht APOTHEKE ADHOC, 24.04.2020 17:15 Uhr

Mehr als Importe: Hans und Brigitte Bøgh-Sørensen sind mit Orifarm nicht nur im Parallelhandel aktiv, sondern jetzt auch im OTC-Geschäft. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Orifarm ist als Reimporteur bekannt; in Skandinavien vertreibt das gleichnamige Mutterunternehmen auch Generika. Mit der Übernahme eines OTC-Portfolios von Takeda wird dieser Bereich jetzt ausgebaut – Orifarm steigt zu einem der größten Hersteller von rezeptfreien Arzneimitteln in Nordeuropa auf.

Für 615 Millionen Euro kauft Orifarm ein Portfolio an OTC- und Rx-Produkten des japanischen Konzerns, der für einen ähnlichen Betrag unlängst sein OTC-Geschäft in Russland an Stada abgegeben hatte. Betroffen sind 110 Arzneimittel wie Pamol, Kodimagnyl und Zymelin mit einem Umsatzvolumen von 210 Millionen Euro in acht Ländern, darunter Belgien und Polen. In Deutschland werden die Produkte nicht angeboten, dies ist laut einer Sprecherin auch nicht geplant.

Auch zwei Produktionsstätten im dänischen Hobro und im polnischen Łyszkowice werden übernommen. Insgesamt sollen 600 Mitarbeiter übernommen werden, wodurch die Belegschaft auf circa 1800 Köpfe anwächst.

Für Orifarm ist es die größte Übernahme in der Geschichte und ein „entscheidender Meilenstein in Bezug auf die Geschäftsstrategie“. Die Übernahme sichere die Geschäftsgrundlage mit den Kerngeschäftsbereichen Parallelimporte, rezeptfreie Arzneimittel und rezeptpflichtige Generika. Dabei werde nicht nur die Position auf den Schlüsselmärkten gestärkt, sondern auch die geografische Reichweite auf neue Märkte ausgeweitet. Die von Takeda übernommenen Präparate seien in allen wichtigen Regionen bekannt und anerkannt.

„Der Fortschritt und der rekordverdächtige Jahresabschluss der Orifarm Group ermöglichen es uns, diesen entscheidenden Schritt in Richtung der Zukunft des Unternehmens zu gehen“, so CEO Erik Sandberg. „Dies ist eine gigantische Transaktion und ein echter Wendepunkt für Orifarm als Unternehmen. Wir werden uns zunehmend zu einem viel traditionelleren Hersteller von Arzneimitteln entwickeln und mit der Übernahme der Produktlinien und der Produktionsstätten werden wir in der Lage sein, einen größeren Teil unserer Wertschöpfungskette zu kontrollieren.“

 

„Diese Transaktion wird für immer ein Meilenstein in der Geschichte von Orifarm bleiben“, so Firmengründer Hans Bøgh-Sørensen. „Wir bei Orifarm haben uns seit den Anfängen des Unternehmens mit dem Parallelimport in Dänemark stets auf Differenzierung und Entwicklung des Geschäfts konzentriert. Zunächst kam die Expansion in mehrere Länder, dann der Geschäftsbereich der Generika und nun sichert sich das Unternehmen seinen dritten Geschäftsbereich mit dem großen Portfolio an rezeptfreien Arzneimitteln.“

Als größter Parallelimporteur von Arzneimitteln in Europa erwirtschaftet Orifarm derzeit 90 Prozent des Umsatzes von knapp 1 Milliarde Euro im Parallelimportgeschäft, mit der aktuellen Übernahme soll der Anteil der Generikasparte auf ein Viertel steigen und auch der Ertrag verbessert werden. Im vergangenen Sommer hatte Orifarm das in London ansässige Unternehmen Pilatus übernommen, wodurch neue Geschäftsbereiche wie die Beschaffung von Vergleichspräparaten und nicht zugelassene Medikamente hinzukamen. Die Akquisition von Pilatus umfasste auch eine kleine Sparte in den USA, die sich in der Expansion befindet.

Orifarm wurde 1994 gegründet; 2005 folgte die Übernahme von Pharma Westen. Der Reimporteur wurde 2014 umbenannt; in den Jahren zuvor wurden zahlreiche Stellen gestrichen und die Produktion geschlossen und nach Prag verlagert. Deutschlandchef ist seit einem Jahr Thomas Brandhof. Eine zweite Marke ist 1 0 1 Carefarm (vormals Aaha! Pharma).