Apothekenmarketing

Pillentaxi statt Versandhandel Janina Rauers, 03.05.2011 11:18 Uhr

Berlin - 

Seit 2010 sind in Köln sogenannte Pillentaxis unterwegs, um im Internet bestellte Arzneimittel auszuliefern. Apotheker Dominik Riemer, der das Konzept gemeinsam mit seiner Frau Lena Riemer entwickelt hat, will eine Alternative zum klassischen Versandhandel anbieten - ohne dass die teilnehmenden Apotheken eine Versanderlaubnis benötigen.

Das Unternehmen „Pillentaxi Konzept“ stellt den Apotheken einen Internetshop mit einer Schnittstelle zur Warenwirtschaft zur Verfügung, den sie individuell mit Präparaten befüllen können. Die Bestellungen gehen online ein. Die Apothekerkammer hatte das Geschäftsmodell geprüft, bislang wurde die Auslieferung ohne Versanderlaubnis nicht verboten. Laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) ist die Zustellung von Medikamenten ohne Versanderlaubnis in Einzelfällen zulässig.

Außerdem hat Pillentaxi einen Rahmenvertrag für das Leasing der Fahrzeuge ausgehandelt. Werbematerialien, Botenbekleidung und Packmittel können ebenfalls bestellt werden. Voraussetzung sind Verträge mit Pillentaxi und weiteren Dienstleistern. Riemers Firma erhält monatlich 100 Euro Lizenzgebühren. Für die Shopnutzung erhebt der Softwareanbieter Geos eine Einrichtungspauschale von 390 Euro sowie eine monatliche Nutzungsgebühr von 59 Euro. Die Kosten für den Leasingvertrag des Fiats variieren je nach Ausstattung und Kilometern, für die Serienausstattung mit bis zu 20.000 gefahrenen Kilometern jährlich werden pro Monat 200 Euro fällig.

Bislang machen rund 40 Apotheken in Nordrhein-Westfalen mit, darunter 14 in Köln. Die Arzneimittel würden spätestens am nächsten Tag geliefert, sagte Riemer. „Mit Pillentaxi können Apotheker Kunden zurückgewinnen, die im Internet bestellen.“ Gleichzeitig setzten sich die Apotheken so von Mitbewerbern vor Ort ab.

Allerdings können nicht alle Apotheken mitmachen: Um über Köln hinaus bekannt zu werden, hat das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit der Kooperation Partner-Apotheken geschlossen. Von den 110 Kooperationsmitgliedern liefern bislang rund 30 über die Pillentaxen. Alle anderen Apotheker in Nordrhein-Westfalen müssen bis 2012 warten, dann erlischt das Exklusivrecht für die Partner-Apotheken.

Zusätzlich greift ein Gebietsschutz: Die Apotheken definieren im Vertrag ein Gebiet, in dem ausschließlich ihr eigenes Pillentaxi beworben wird. Größer als das jeweilige Wohnviertel und ein bis zwei angrenzende Bereiche sollte das Gebiet nicht umfassen, um den Werbeeffekt nicht zu verwässern, so Riemer.

In den nächsten Wochen sollen die ersten Pillentaxis außerhalb von NRW eingesetzt werden: Erste Apotheken aus Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz haben laut Riemer die Vereinbarung bereits unterzeichnet.