Pharmahandel

Phoenix schließt Konzern im Konzern Patrick Hollstein, 07.02.2012 20:08 Uhr

Berlin - 

Bei Phoenix laufen künftig ausnahmslos alle Fäden in Mannheim zusammen. Die bislang beim finnischen Tochterkonzern Tamro angesiedelte Zentrale für die Aktivitäten in Skandinavien, den baltischen Ländern und in Polen wird aufgelöst. Firmenchef Juha Koponen wird gehen, angeblich sind aber maximal 17 Mitarbeiter im Tamro-Haus in Vantaa bei Helsinki von der Umstrukturierung betroffen. Doch selbst wenn es keine großen Entlassungen geben wird: Für Phoenix beginnt ein neues Kapitel. Der Konzern im Konzern ist Geschichte.

Phoenix und die Merckle-Familie hatten Tamro zwischen 2000 und 2004 Schritt für Schritt übernommen; ein Verfahren wegen vermeintlicher Verstöße gegen börsenrechtliche Vorgaben wurde 2009 wegen Verjährung eingestellt. Der finnische Pharmahändler – gegründet bereits Ende des 19. Jahrhunderts von mehreren Apothekern – war in den 1990er Jahren ins Ausland expandiert, zunächst in die baltischen Staaten und nach Russland, später auch nach Schweden, Norwegen und Dänemark. 2005 wurde den Tamro-Managern auch die Verantwortung für Polen übertragen.

Als die Merckle-Gruppe Ende 2008 in die Krise rutschte, hätte Tamro bei Bedarf als Filetstück teuer verkauft werden können. Der Teilkonzern gilt bis heute als besonders profitabel: Im Geschäftsjahr 2010/2011 erwirtschaftete die Tamro-Gruppe einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis (EBIT) von 198 Millionen Euro – das entspricht einem Fünftel des Konzernumsatzes, aber 40 Prozent des EBIT im Konzern.

Am Ende verkaufte Merckle Ratiopharm für 3,63 Milliarden Euro – und Tamro blieb bei Phoenix. Allerdings wird seitdem aufgeräumt: Das 42,5-prozentige Paket an Russlands viertgrößtem Pharmagroßhändler ZAO Rosta wurde im Juli 2010 verkauft, in Polen bricht Phoenix in diesen Tagen seine Zelte ab.

Jetzt wird das Gewicht von Tamro weiter reduziert: Die finnische Zentrale ist nur noch für Finnland sowie für das Baltikum zuständig. Alle anderen Niederlassungen – auch der gleichnamige schwedische Großhandel – berichten dann direkt an Konzernchef Reimund Pohl und dessen Kollegen in der Geschäftsführung. Der künftige in Helsinki verwaltete Umsatz liegt bei einer Milliarde Euro, also einem Viertel des derzeitigen Volumens. Tamro als internationaler Player – das war einmal. Der noch vor kurzem klangvolle Name wird außerhalb Finnlands bald vergessen sein.