Pharmakonzerne

Astellas verkauft OTC-Geschäft Carolin Bauer, 04.04.2013 11:00 Uhr

Verzicht auf Selbstmedikation: Der Pharmakonzern Astellas will seine OTC-Tochter Klinge verkaufen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Astellas zieht sich in Deutschland aus dem OTC-Geschäft zurück. Der japanische Pharmakonzern will seine Tochterfirma Klinge verkaufen. Derzeit werden Verhandlungen mit Interessenten geführt. „Im Gespräch ist, Klinge Pharma komplett zu verkaufen“, sagt Gerd Witt, kaufmännischer Leiter von Astellas in Deutschland. Es gebe auch Angebote, die sich nur auf einen Teil der OTC-Marken beziehen.

Astellas vertreibt die rezeptfreien Arzneimittel Venostasin, Alfason, Arctuvan, Doctan, Phosphalugel, Vomex und Vertigo-Vomex. Das umsatzstärkste Produkt ist Vomex (Dimenhydrinat) gegen Übelkeit und Erbrechen. Der Apotheken-Außendienst mit etwa 20 Mitarbeitern wurde bereits eingestellt. Die Produkte sind weiterhin über den Großhandel erhältlich.

„Das OTC-Geschäft verliert insgesamt in der Gruppe an Bedeutung“, so Witt. Der Konzern wolle sich verstärkt auf den Bereich Forschung konzentrieren. Insgesamt beschäftigt Astellas etwa 400 Mitarbeiter, davon vertreiben 220 die Produkte in Arztpraxen und Kliniken.

Das Unternehmen war 2005 aus der Fusion der japanischen Hersteller Yamanouchi Seiyaku und Fujisawa Yakuhin Kōgyō hervorgegangen. Die OTC-Tochter Klinge war zuvor von Fujisawa übernommen worden. Die beiden Inhaber sollen eng befreundet gewesen sein.

Da Adolf Klinge keinen Nachfolger für sein 1933 aus der Victoria-Apotheke an der Berliner Friedrichstraße ausgegründetes Unternehmen fand, verkaufte er es 2002 nach Japan. Der Kultur des Landes war er ohnehin eng verbunden: So wurde Klinge angeblich vom japanischen Kaiser geehrt, weil er als einer der wenigen Ausländer Haiku zitieren konnte.

Venostasin ist die älteste Marke aus dem früheren Klinge-Sortiment. Das Rosskastanien-Präparat kam bereits 1940 auf den Markt. 1951 folgte Vomex. Das Mückenschutzmittel Doctan vertreibt das Unternehmen seit 2010 als Lizenzprodukt.

Astellas ist heute auf Transplantation, Urologie, Dermatologie und Pneumologie spezialisiert. Der Jahresumsatz liegt in Deutschland bei rund 210 Millionen Euro. Zu den Umsatzbringern gehören die Immunsuppressiva Prograf, Advagraf und Modigraf (Tacrolimus) und die Urologika Omnic Ocas (Tamsulosin), Vesikur (Solifenacin) und Eligard (Leuprorelinacetat).

Weltweit erwirtschaftet der japanische Konzern einen Umsatz von rund 970 Milliarden Yen (etwa 8 Milliarden Euro).