Zertifizierung

Schmerzapotheken: Gehe und Pfizer machen mit Julia Pradel, 29.10.2013 14:53 Uhr aktualisiert am 29.10.2013 17:23 Uhr

Zertifizierte Schmerzexperten: Bene, Pfizer und Gehe küren gemeinsam mit der Deutsche Schmerzgesellschaft die „Kompetenzapotheke Schmerz“. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) und der Pharmahersteller Bene

wollen ihr Zertifikat „Kompetenzapotheke Schmerz“ in die Fläche tragen.

Nachdem das Projekt im vergangenen Jahr in Bayern erprobt wurde, haben

sich nun prominente Partner angeschlossen: Gehe und Pfizer sind seit

September mit dabei.

Um das Zertifikat zu erhalten, müssen jeweils zwei Mitarbeiter einer Apotheke – mindestens ein Approbierter – die von der DGS ausgearbeitete Schulung besuchen. Dazu gehören zwei Präsenztermine im Abstand von etwa zwei Wochen, Onlineschulungen in der Zwischenzeit und ein Workshop in der Apotheke. Anschließend erhält die Apotheke das Zertifikat.

Nach einem Jahr muss die Zertifizierung erneuert werden. Dafür müssen die Mitarbeiter während des gesamten Jahres an zwölf Fortbildungen teilnehmen und mindestens zehn Testate bestehen. Nur dann wird das Zertifikat erneuert. Aus Sicht von DGS-Präsident Dr. Gerhard Müller-Schwefe gibt dieses Verfahren den Patienten die Sicherheit, dass die Mitarbeiter immer aktuell informiert sind. Das gesamte Modul koste rund 10.000 Euro pro Teilnehmer, so Müller-Schwefe. Wie viel die Apotheken übernehmen müssen, war vorerst nicht zu erfahren.*

Aus Sicht des Dresdner Apothekers Christian Flössner lohnt sich die Investition. Zwei seiner Mitarbeiter besuchen derzeit die Fortbildung. Er erhofft sich von der Fortbildung ein Alleinstellungsmerkmal für seine Apotheke. „Jeden Tag schließt eine Apotheke. Es muss einen Grund geben, dass es nicht meine ist“, sagt Flössner, der Beiratsvorsitzender der Gehe-Kooperation „Gesund leben“ ist. Außerdem sei die Fortbildung ein Mittel, um Mitarbeiter in seiner Apotheke zu halten.

Die Apotheken sollten nach der Schulung in der Lage sein, jeden Schmerzpatienten zu beraten, so Flössner. Dabei solle es um den Schmerz gehen, und nicht um bestimmte Präparate. Es gehe um eine kompetente Beratung, betont auch Müller-Schwefe: Apotheker könnten dann auch besser mit Ärzten zusammenarbeiten. Die DGS werde ihren Mitglieder empfehlen, zertifizierte Apotheken in die interdisziplinären Prozesse und die Schmerzkonferenzen einzubinden.

Apotheken, die sich zertifiziert haben, sollen künftig auf den Webseiten der DGS und der Deutschen Schmerzliga gelistet werden. Deren Vizepräsident Harry Kletzko berichtet, die Patientenorganisation bekommen täglich rund 100 Anrufe und E-Mails von Betroffenen. Die meisten fragten, wo sie einen Schmerztherapeuten finden könnten. Die Schmerzliga habe eine Liste mit Schmerzzentren, die nun um zertifizierte Apotheken ergänzt werden soll.

Auf der Liste werden auf jeden Fall alle Lloyds-Apotheken stehen, denn für die ist die Zertifizierung Pflicht, wie Petrik Dauer, Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb bei Gehe, erklärt. Den 2400 Gesund-leben-Apotheken wird ein abgestuftes Modell angeboten. Für die DocMorris-Apotheken ist die Zertifizierung nicht vorgesehen. Gehe bietet mit seiner Akademie außerdem die Infrastruktur für die Fortbildungen.

Das Pilotprojekt in Bayern hatten Bene und die DGS zusammen durchgeführt. Die Fortbildung war damals für die Apotheken kostenlos. Rund 150 Apotheker und PTA hatten an dem Pilotprojekt teilgenommen, 35 Apotheken haben sich zertifiziert.

* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatte es geheißen, die Zertifizierung würden 10.000 Euro pro Mitarbeiter fällig. Tatsächlich übernehmen die Projektpartner einen Großteil der Summe. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.