Insolvenzverfahren

Optipharm ist zahlungsunfähig Alexander Müller, 02.10.2017 15:24 Uhr

Berlin - 

Das hatte sich abgezeichnet: Das Softwarehaus Optipharm ist zahlungsunfähig. Über das Vermögen der Firma aus Frankfurt/Oder wurde am 27. September das Insolvenzverfahren eröffnet. Bereits am 10. Juli hatte Geschäftsführer Dr. Michael Schönfelder einen entsprechenden Antrag gestellt.

Optipharm wird die Verfügung über das Vermögen, das zur Zeit der Eröffnung zusteht und das während des Verfahrens erlangt wird, verboten, heißt es in der offiziellen Bekanntmachung. Das Verwaltungs- und Verfügungsrecht geht demnach auf den ernannten Insolvenzverwalter über. Dazu wurde Rechtsanwalt Falk Eppert aus Templin bestellt, der zuvor schon vorläufiger Insolvenzverwalter war.

Wer offene Rechnungen mit Optipharm hat, wird aufgefordert, keine Zahlungen mehr an die Firma zu leisten, sondern nur noch an den Insolvenzverwalter. Eigene Forderungen müssen Gläubiger bis zum 8. November in zweifacher Ausfertigung anmelden. Sie sollen dem Insolvenzverwalter zudem unverzüglich mitteilen, welche Sicherungsrechte sie an beweglichen Sachen oder an Rechten der Schuldnerin in Anspruch nehmen. Wer dies schuldhaft unterlässt oder verzögert, haftet nach der Insolvenzordnung für den daraus entstehenden Schaden.

Wie es für die rund 150 Kunden des EDV-Anbieters weitergeht, steht noch nicht fest. Akuter Handlungsbedarf besteht laut der Kanzlei des Insolvenzverwalters aber nicht: „Der Geschäftsbetrieb wird erst einmal fortgeführt“ heißt es aus Templin. Auch Optipharm-Gründer Schönfelder glaubt offenbar daran, dass es mit der Firma weitergeht. Zumindest hat er vor Kurzem noch die Kunden telefonisch dahingehend informiert. Das System wird Nutzern zufolge auch aktuell weiter gepflegt, Änderungen eingespielt. Schönfelder war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Eine Gläubigerversammlung wird es erst im neuen Jahr geben: Als Termin ist der 10. Januar 2018 um 10 Uhr angesetzt. Man trifft sich im Gebäude des Amtsgerichts Frankfurt/Oder, Saal 301. Die angemeldeten Forderungen sollen dann im mündlichen Verfahren geprüft werden. Das wurde auf der Grundlage des Berichts des Insolvenzverwalters über den Fortgang des Verfahrens beschlossen.

Beim Januartermin sollen die Gläubiger Beschlüsse über die Person des Insolvenzverwalters, die Einsetzung und Besetzung des Gläubigerausschusses und Details zur Hinterlegungsstelle fassen. Ferner sei über besonders bedeutsame Rechtshandlungen des Insolvenzverwalters zu beschließen, namentlich die Veräußerung des Unternehmens oder des Betriebs der Schuldnerin, des Warenlagers im Ganzen oder in Teilen, auch an nahestehende Personen sowie die Einstellung des Geschäftsbetriebes.

Nimmt an der Gläubigerversammlung kein stimmberechtigter Gläubiger teil, gilt diese als beschlussunfähig. In diesem Fall gilt die Zustimmung zu besonders bedeutsamen Rechtshandlungen des Insolvenzverwalters als erteilt. Gläubiger, deren Forderungen festgestellt worden sind, werden über das Prüfergebnis nicht benachrichtigt.

Optipharm wurde 1990 von Schönfelder und Anne-Kathrin Wohlrabe in Frankfurt/Oder gegründet. Schon bei der Interpharm in Leipzig stellten die beiden Pharmazeuten ihr Produkt vor, 1992 bei der Expopharm in München. Weitere Meilensteine nach Unternehmensangaben waren 1992 die aktive Mitwirkung bei der Entwicklung des manuellen Externen Lagers, damals Pharma Jet Systems, sowie 1996 die Anbindung des ersten Kommissionierautomaten „Pharma Shuttle“ Deutschlands.

2001 wurde das Warenmanagement zur Background-Rationalisierung entwickelt, 2007 die FlexKasse mit dem Schwerpunkt wirtschaftliches Verkaufen. Im Jahr 2010 folgte die Markteinführung von Optipharm NewLine. Seit 2003 ist Optipharm auch in Österreich aktiv.

Der EDV-Markt für Apotheken hat sich in den vergangenen Jahren konsolidiert: Nach dem Zusammenschluss der VSA Apothekensysteme und Pro Medisoft zu Awinta im Jahr 2009 hat der Marktführer 2015 auch noch den Konkurrenten Asys übernommen. Awinta gehört zur apothekereigenen Noventi-Gruppe, Lauer-Fischer zu CompuGroup Medical (CGM). ADG ist eine Tochterfirma von Phoenix. Pharmatechnik ist im Besitz von Firmengründer Dr. Detlef Graessner.