Zukunftsfantasien bei Zur Rose

Oberhänsli: Wir wollen „Pole Position“ fürs E-Rezept APOTHEKE ADHOC, 19.08.2020 15:23 Uhr

Strategie: Zur Rose Chef Walter Oberhänsli sieht das Unternehmen auf dem Weg zu Europas führendem Gesundheitsanbieter. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Die Zeit bis zur Einführung des E-Rezepts in Deutschland Anfang 2022 will Zur Rose mit DocMorris nutzen, um sich in eine „Pole Position“ für die digitale Gesundheitswirtschaft zu bringen. Eine wichtige Rolle dabei spielen dabei soll der kürzlich übernommen Online-Sprechstundenanbieter Teleclinic. DocMorris soll sich von einer Versandapotheke zu einer umfassenden Gesundheitsplattform entwickeln. Ziel ist, die Nummer 1 im digitalen Gesundheitsmarkt zu werden. Von der Einführung des E-Rezept erhofft sich CEO Walter Oberhänsli einen enormen Wachstumsschub. In Deutschland verfügt die Gruppe laut Oberhänsli nach der Übernahme von Apotal über 9,2 Millionen Kunden.

Für das vierte Quartal ist die Einführung der Marktplatz-App von DocMorris geplant. Hier sollen die Kunden wählen können, ob sie ihre E-Rezepte in Vor-Ort- oder bei Versandapotheken einlösen und Zusatzservices erhalten: So soll es einen direkten Zugang zum telemedizinischen Angebot und zu einer Auswahl verschiedener Liefer- und Bestelloptionen geben. „Darüber hinaus ermöglicht die App auch Einkäufe von rezeptfreien Medikamenten sowie Gesundheits- und Pflegeprodukten mit digitalen Zahlungsoptionen.“ Die Zeit bis zur Einführung des E-Rezept Anfang 2022 will Zur Rose nutzen, Erfahrungen mit der Abwicklung von E-Rezepten zu sammeln. DocMorris will noch in diesem Jahr über den neuen Marktplatz E-Rezepte außerhalb der Gematik-Infrastruktur abwickeln.

Die Kooperation mit Deutschlands größter Krankenkasse TK spielt für die Strategie ebenfalls eine zentrale Rolle. DocMorris-Chef Olaf Heinrich erwartet, dass das Telemedizin und E-Rezept dem Online-Handel mit Rx-Arzneimittel erheblichen Schub geben wird. Derzeit werden laut Heinrich Rx-Arzneimittel im Wert von 600 Millionen Euro im Online-Handel abgegeben. Dieser Anteil könnte sich auf einen Marktanteil von 20 Prozent und über acht Milliarden Euro steigern.

Der Hauptfokus von Zur Rose gilt dem Aufbau eines eigenen Gesundheitsökosystems, in dem sich qualifizierte Anbieter mit Produkten, Dienstleistungen und digitalen Services vernetzen sollen. Die Übernahme von TeleClinic soll dabei ein wichtiger erster Baustein sein und das Angebot um telemedizinische Dienstleistungen ergänzen. „Telemedizin ist eine entscheidende, bequeme Lösung entlang des digitalen Patientenpfades sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen.“

Das Angebot soll reichen von Wellnessprodukten über medizinische Diagnose und E-Rezeptabwicklung bis hin zu gesundheitlichen Hilfen und Beratungen für Patienten: „Der Schlüssel zum Erfolg ist der Customer Benefit“, so Heinrich. Oberhänsli: „Wir sind auf dem Weg zum führenden Gesundheitsanbieter in Europa.“ Zur Rose sieht die Corona-Krise weiterhin als zusätzlichen Treiber für die Digitalisierung und die Akzeptanz von digitalen Gesundheitsdienstleistungen und will davon profitieren. Man ist überzeugt, dass diese digitale Transformation auch über das Ende der Abstandsregeln hinaus Bestand haben wird.