Kosmas Spezial

„Nur Mindestservice (Beratung)“ Patrick Hollstein, 03.05.2009 10:07 Uhr

Berlin - 

Mit großen Plänen für den „Aufbau einer Discount-Apotheken-Kette unter der Marke damian im derzeit praktisch wettbewerbsfreien stationären Apothekenmarkt“ war die Kosmas GmbH Ende 2007 an den Start gegangen: Laut Business-Plan sollten bereits bis Ende 2008 in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen und im Saarland 60 damian-Apotheken eröffnet werden. Für 2009 waren weitere 65 Filialen und ein Umsatz von 250 Millionen Euro vorgesehen. Nach dem Börsengang, der zum Jahresende 200 Millionen Euro bringen sollte, sollten weitere 700 (!) Apotheken an den Start gehen.

Nicht nur quantitativ war Kosmas etwas Besonderes: Durch das vermeintlich neuartige Konzept sollten „die Nachteile der bisher am Markt vereinzelt anzutreffenden ‚Franchise-Light-Modelle' beseitigt und der direkte Durchgriff und Besitz der Apotheken ermöglicht“ werden. „Dies ermöglicht eine Umsetzung des Discount-Konzeptes in kompromisslos konsequenter und klarer Form“, brachte es Kosmas auf den Punkt.

Im Detail führt das Unternehmenskonzept aus: „Unter Beachtung der deutschen Gesetzgebung werden über eine rechtlich durchführbare und geprüfte Umwegkonstruktion unselbständige Niederlassungen einer ausländischen Kapitalgesellschaft in den einzelnen Bundesländern gegründet, welche die damian Discount-Apotheken direkt besitzen. Für jedes Bundesland wird ein Investor gesucht.“

Nach Gesprächen mit Wolfgang Schild (CDU), Staatssekretär im saarländischen Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales, wurde der Schwerpunkt vorübergehend auf das Saarland gelegt: „Gesetzt dem Fall, dass aus politisch-motivierten Gründen sich die weiteren Bundesländer dem Unternehmenskonzept quer stellen, wird als Alternativstrategie die größtmögliche Marktdurchdringung im Saarland verfolgt, wodurch bis zum Jahr 2009 eine Kette aus mind. 35 Filialapotheken (aus Eigenfinanzierung, ohne weiteren Kapitalbedarf) mit einem Marktanteil von ca. 10% in diesem Bundesland erreicht werden wird“, heißt es im Business-Plan.

Beim Verbraucher sollte sich damian als „klares Discount-Konzept ohne Kompromisse“ positionieren - allein „Ersparnis und Preis“ sollten im Vordergrund stehen. Ein Potpourri der Ideen: „Aggressive Präsentation und Anpreisung von OTC-Schnelldrehern“, „Dummy-Pyramiden und 'Wühltische' im Innenbereich“, „hoher Standardisierungsgrad - keine Kosten verursachenden Sonderaktionen, nur Mindestservice (Beratung), keine extra Dienstleistungen (Blutzucker-Messung, diverse Diagnosen)“.

Vorgesehen war also der „Verzicht auf apothekentypische Serviceleistungen (unnötige Kosten)“. Denn: „Eine konsequente Umsetzung der genannten Prinzipien, ohne ablenkende, dem Discount-Konzept entgegen stehende Maßnahmen, sorgt zum einen für ein cleanes Auftreten als qualitativer Discount-Anbieter am Markt und sichert zum anderen durch die erzielten Mengeneffekte und die auf alle Filialen angewendete Lernkurve die erfolgreiche Marktdurchdringung.“ Schade, dass den Patienten diese Segnungen nun verwehrt bleiben.