Für alle Warenwirtschaftssysteme

Noventi erhöht die Preise massiv Alexander Müller, 31.01.2023 11:35 Uhr aktualisiert am 31.01.2023 12:12 Uhr

Noventi erhöht die Preise bei den Warenwirtschaftssystemen deutlich. Foto: Awinta
Berlin - 

Im Zuge der Sanierung hatte Noventi Preiserhöhungen bei der Warenwirtschaft und der Rezeptabrechnung angekündigt. Diese werden nun umgesetzt – und zwar massiv. Bei den zum Verkauf stehenden Softwarelinien Jump, Pharmasoft und Infopharm sollen die Apotheken durchschnittlich über 20 Prozent mehr zahlen.

Die Kosten für die Warenwirtschaft werden für alle Systeme erhöht. Am wenigstens bei den EDV-Linien, auf die Noventi künftig allein setzen will. Bei Prokas wird der Softwareservice um mindestens 60 Euro teurer, durchschnittlich um 8 Prozent. „Aufgrund gestiegener Dienstleistungs- und Kraftstoffkosten“, wird der Hardwareservice zudem pauschal um 30 Euro monatlich teurer. Bei Awinta One sollen die Gebühren im März sogar um mindestens 110 Euro pro Monat steigen, durchschnittlich sei eine Erhöhung um 15 Prozent vorgesehen.

Noch deutlicher zieht Noventi die Preise für die aussortierten Produkte an. Beim System Jump zum Beispiel ist „zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftlichkeit und Pflege notwendiger Programme/Module/Funktionalitäten gesetzlicher Anforderungen“, eine Erhöhung um durchschnittlich 22 Prozent vorgesehen, mindestens jedoch 190 Euro pro Monat. Mindestens um denselben Betrag steigen die Gebühren bei Pharmasoft, durchschnittlich hier sogar um 29 Prozent. Infopharm wird um durchschnittlich 20 Prozent teurer, mindestens 170 Euro.

Insgesamt zielt die gestaffelte Preiserhöhung vermutlich darauf ab, die Apotheken zu einem Wechsel zu Prokas oder AwintaOne zu bewegen. Da jede Preisanpassung aber mit einem Sonderkündigungsrecht verbunden ist, könnten sich die Apotheken auch komplett neu orientieren.

Schreiben von Noventi

In einem Schreiben an die Apotheken erklärt Noventi die Preissteigerungen so: „So wie Sie jeden Tag in Ihrer Apotheke vor Ort Ihr Bestes geben, um Ihre Kunden optimal zu beraten, ist es auch unser Ziel, Sie bestmöglich zu betreuen. Deshalb fokussieren wir uns, wie wir Ihnen bereits mitgeteilt haben, fortan auf Ihr Kerngeschäft, nämlich auf die Abrechnung und Warenwirtschaft.“ Dazu gehöre die Zug-um-Zug-Abtretung bei der Rezeptforderung. Noventi-Chef Mark Böhm dazu: „Um diese Qualität sicherzustellen und um diese auch unter den aktuellen und veränderten Marktbedingungen wirtschaftlich zu betreiben, führen wir zum 1. März 2023 wie bereits angekündigt, eine angemessene und marktgerechte Preisanpassungen für unsere Warenwirtschaftslinien durch. Der Bereich der Rezeptabrechnung bleibt davon unberührt.“

Noventi hat sich im Zuge der erforderlichen Restrukturierung vorgenommen, sich von drei Softwarelinien zu trennen: Jump, Pharmasoft und Infopharm sollen nach Möglichkeit verkauft werden. Allerdings dürfte es schwierig werden, unter den großen Konkurrenten einen Abnehmer zu finden. „Keiner wird das kaufen“, heißt es aus dem Management eines Mitbewerbers. „Wir haben viel mehr davon, die Kunden abzugrasen.“ Es werde eine Umverteilung geben, der Außendienst schwärme schon aus.

Von Noventi heißt es dagegen: „Derzeit werden dazu auch bereits gute Gespräche geführt. Wir sind zuversichtlich, dass wir über den Verkauf die Zukunft der Warenwirtschaftslinien und damit einhergehend auch den Erhalt der Arbeitsplätze sichern.“

Den Apotheken mit den drei aussortierten Softwarelinien wurde von Noventi versprochen, dass weiterhin alle gesetzlichen Vorgaben umgesetzt werden. Innovationen werden für die Systeme aber nicht mehr programmiert. Betroffen sein könnten Funktionen wie ein zentral organisierter Botendienst, Couponing oder die Anbindung an eine Plattform oder den Abholautomaten.