Niederlande

„Medikamentenmonat“ im Hollandmarkt Carolin Bauer, 01.02.2013 15:37 Uhr

Medikamentenmonat Februar: Direkt hinter der Grenze verkauft der Hollandmarkt Arzneimittel an deutsche Kunden. Foto: Ter Huurne
Berlin - 

Die deutsch-holländische Grenze hat im Apothekenbereich etwas geradezu Magisches. Denn wer im Nachbarland angekommen ist, braucht sich um deutsches Arzneimittelrecht nicht länger zu scheren. Das haben auch die Betreiber des „Ter Huurne Hollandmarkts“ erkannt. An einer kleinen Landstraße südlich von Enschede gelegen, gibt es dort günstig Diesel, Kaffee und „Amüsement“. Seit sechs Jahren werden auch Medikamente verkauft.

Das Gelände des Hollandmarkts beginnt zehn Meter hinter der Grenze. Das Angebot ist also komplett auf deutsche Kunden ausgerichtet. In Kleinbussen reisen die Schnäppchenjäger an. Als „Ausflugsziel für die ganze Familie“ wird das Einkaufsparadies beworben.

Der Februar ist „Medikamentenmonat“ bei Ter Huurne. Die Kunden erhalten Arzneimittel und Drogeriewaren zu besonderen Aktionspreisen. „In dieser Zeit testen wir neue Produkte und Firmen“, so Geschäftsführer Harry Vos. Dafür sei die Angebotsfläche verdoppelt worden.

Auf Flyern preist das Unternehmen unter anderem Aspirin von Bayer, Neo-Angin von Klosterfrau, Isla Moos von Engelhard Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Bonbons an. Auch über das Radio oder das Internet wird geworben. Die Ware könne zu niedrigeren Preisen abgegeben werden, da das Unternehmen durch den Großeinkauf gute Konditionen von den Herstellern erhalte. „Wir haben andere Gewinnmargen als Apotheken“, so Vos.

Der Hollandmarkt kann Arzneimittel anbieten, weil in den Niederlanden OTC-Medikamente nicht apothekenpflichtig sind. Das Angebot werde ständig ausgebaut, sagt Vos. „Für uns ist die richtige Information für den Kunden besonders wichtig.“ Rund zehn ausgebildete Drogeristen oder Mitarbeiter mit einer pharmazeutischen Ausbildung sind in der Drogerie beschäftigt.

90 Prozent der Kundschaft stamme aus Deutschland, so Vos. Auch über das Internet werden Arzneimittel verschickt. Der Versand über die „Medikamentenzentrale“ wird laut Vos von deutschen und niederländischen Kunden gleichermaßen nachgefragt.

Eine Telefonhotline gibt es allerdings nicht. Auch die Informationen über die Produkte sind rar: Die Beipackzettel sind auf niederländisch angehängt oder gar nicht vorhanden.

Das Unternehmen wurde 1947 gegründet und vor elf Jahren von dem Immobilienunternehmer Jan Ammerlaan gekauft. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern werden bei Ter Huurne Kaffee, Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren verkauft. Auch eine Tankstelle und touristische Angebote wie Fahrradtouren gehört zum Angebot. Das Sortiment könne sich jährlich verschieben und hänge von den Steuergesetzen ab, so Vos.