Lebensmitteldiscounter

Neuer Datenskandal bei Lidl APOTHEKE ADHOC, 06.04.2009 12:08 Uhr

Berlin - 

Ein Jahr nach Bekanntwerden der Bespitzelung von Mitarbeitern durch Detektive schlittert der Lebensmitteldiscounter Lidl in den nächsten Datenskandal: Wie das Magazin „Spiegel“ berichtet, hat das zur Schwarz-Gruppe gehörende Unternehmen in speziellen Personalakten die Krankheiten seiner Mitarbeiter systematisch protokolliert. Der Konzern räumte Fehler ein.

Laut Bericht waren in einer Mülltonne in Bochum rund 300 Seiten firmeninterner Unterlagen gefunden worden, die Namen, Personalnummern und Überstundenkonten von mehr als 600 Verkäufern enthielten. In einer speziellen Spalte waren auf einheitlichen Vordrucken die Krankheiten der Mitarbeiter protokolliert worden: „Will schwanger. Befruchtung nicht funktioniert“, „Stationäre Behandlung in Neurologischer Klinik“, „Private Probleme (mit VT besprechen)“.

Das pikante Material enthielt außerdem Kündigungsschreiben, Personalstammblätter mit Adresse, Telefonnummer und dem Gehalt einzelner Lidl-Kräfte, Aufhebungsverträge, Arbeitszeugnisse, Kopien von Sozialversicherungsausweisen sowie eine Liste von 90 Lidl-Filialen mit genauen Angaben über deren Tages- und Wochenumsätze.

Lidl räumte am Wochenende ein, dass es sich um „Altfälle“ aus dem vergangenen Jahr handele. Das Vorgehen sei nicht datenschutzkonform gewesen, habe jedoch dazu gedient, „die Mitarbeiter ihrem gesundheitlichen Zustand entsprechend einzusetzen“. Lidl arbeite seit April 2008 an einem ganzheitlichen Datenschutzkonzept. Bei über 3000 Filialen und 34 Regionalgesellschaften nehme der Prozess aber zwangsläufig Zeit in Anspruch. Die genannten Unterlagen seien „unsachgemäß entsorgt“ worden, hieß es.

Datenschützer laufen erneut Sturm gegen das Vorgehen des Discounters aus Neckarsulm. Erst im September hatte Lidl ein Bußgeld von knapp 1,5 Millionen Euro zahlen müssen. Der Fund der hochsensiblen Daten sei ein neuerlicher Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter, hieß es bei der Gewerkschaft verdi.