Porträt

Mr. Pick up Alexander Müller, 25.03.2009 11:42 Uhr

Berlin - 

Das letzte Wort hat Klaus Gritschneder seit dem Einstieg des US-Riesen Medco bei der Europa Apotheek Venlo wohl nicht mehr. Doch der Konzern war schlau genug, die Geschäftsführung nach der Übernahme weiter arbeiten zu lassen: „Es gibt eine intensive Kommunikation, Medco hört viel zu“, sagt Gritschneder. Der gebürtige Münchener hatte die Europa Apotheek zusammen mit zwei Freunden im Jahr 2001 im niederländischen Venlo gegründet.

Während sich Gritschneder um die Gesamtkonstruktion der Versandapotheke kümmert, organisiert ein befreundeter Betriebswirt den Vertrieb, ein Apotheker leitet die Apotheke. Die Partner haben für Furore gesorgt: Die Versandapotheke ging im Jahr 2004 eine Kooperation mit der Drogeriemarktkette dm ein und installierte in einigen Filialen so genannte Pharma Punkte. Den jahrelangen Rechtsstreit darum gewann die Versandapotheke im vergangenen Jahr vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Für das Gesundheitswesen interessiert sich Gritschneder schon immer. Eigentlich will er nach der Schule sogar Medizin studieren, doch dazu langt das Abiturzeugnis nach eigener Aussage nicht. Also schreibt sich Gritschneder für Kommunikationswissenschaft, BWL und Markt- und Werbepsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein.

Nach dem Studium ist er zunächst als Journalist unter anderem für den Bayerischen Rundfunk und in verschiedenen Wirtschaftsredaktionen tätig. Über Umwege gelangt der heute 56-Jährige doch in die Gesundheitsbranche, in der er nunmehr seit zwölf Jahren tätig ist. Er engagiert sich als PR-Berater unter anderem für das Deutsche Rote Kreuz in München.

Jetzt will er die Rezeptsammel- und Arzneimittelabholstellen der Europa Apotheek in fast allen dm-Drogeriemärkten installieren. Der Roll-out ist in vollem Gange: Ende des Monats sollen rund 400 der 950 dm-Filialen mit einer Pick up-Stelle ausgestattet sein. Dass sein Modell noch politisch verboten wird, befürchtet Gritschneder nicht: „Das ist doch eigentlich völlig unspektakulär, und man muss sich auch nicht darüber aufregen“, hat er einmal über sein Modell gesagt.

Ersetzten könnten die Abholstellen niedergelassene Apotheken ohnehin nicht. Warum nicht? „Wenn ich Beratung will, gehe ich in die Apotheke“, sagt Gritschneder.