Blutzucker beeinflusst Attacken

Migräneprophylaxe: App empfiehlt Lebensmittel Hanna Meiertöns, 18.11.2022 14:26 Uhr

Eine App soll ungünstigen Blutzuckerkurven und damit Migräneattacken vermeiden. Foto: Maridav/shutterstock.com
Berlin - 

Die App „sinCephalea“ dient zur stoffwechselbasierten Migräneprophylaxe: Individuelle Ernährungsempfehlungen sollen die Kombination von medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie erweitern.

Grundlage für die Entwicklung der App seien die Zusammenhänge zwischen ungünstigen Blutzuckerkurven und Migräneattacken. Das Ziel ist davon ausgehend eine Stabilisierung der postprandialen Blutzuckerantwort. Die Blutzuckerantworten seien für dasselbe Lebensmittel bei jedem Menschen individuell. Dabei käme es häufiger zu unerwarteteten Ergebnissen, weiß auch Dominik Burziwoda, CEO und Mitgründer von Perfood: „Bei mir sind es unter anderem Tomaten, Hafer, aber sogar Früchtetee, die meinen Blutzucker in die Höhe schnellen lassen.“

Zweiwöchige Testphase

Deshalb brauche es für alle Patient:innen eine individuelle Einschätzung: Dafür wird mit „sinCephalea“ ein Glucosesensor am Oberarm befestigt, der kontinuierlich den Gewebezucker analysiert und auf ein Lesegerät überträgt. Ein zusätzliches Ernährungs- und Symptomtagebuch, das durch die Patient:innen geführt wird, wird in der zweiwöchigen Testphase durch die Einnahme von Testmahlzeiten ergänzt, um die individuelle Blutzuckerreaktion nachvollziehen zu können. Aus diesen Informationen generiert die App die Ernährungsempfehlungen.

Bei einer Anwendungserprobung mit 71 Patient:innen konnte gezeigt werden, dass bei Betroffenen mit episodischer Migräne, die an mindestens drei Migränetagen pro Monat leiden, die Anzahl der Kopfschmerztage nach 12 Wochen unter Einhaltung der personalisierten, niedrig-glykämischen Ernährungsempfehlungen 44 Prozent niedriger war als zu Beginn (Reduktion um durchschnittlich 2,4 Tage). 58 Prozent der Patient:innen hatten eine mindestens 30-prozentige Reduktion der Migränetage.

Kontraindiziert ist die Anwendung der App bei Diabetes Typ-1.

Keine Belastung des Budgets

Als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) kann „sinCephalea“ als GKV-Leistung quartalsweise vom Arzt verordnet werden und zählt dabei nicht ins ärztliche Budget. Die Kosten dafür betragen 690 Euro. Privatpatienten wird empfohlen, vorher einen Kostenvoranschlag einzureichen.

Patient:innen bekommen ein Rezept für die App (PZN 18358966) mit entsprechender Diagnose (Migräne mit oder ohne Aura) ausgestellt, das sie direkt bei ihrer Krankenkasse einreichen können. Daraufhin erhalten sie einen Bestellcode für die Einlösung auf der Webseite.