Industrielle Verblisterung

Kohl gibt Startschuss für 7x4-Box Patrick Hollstein, 04.06.2009 14:59 Uhr

Saarbrücken - 

Nach fast acht Jahren Vorbereitungs- und Entwicklungszeit gab die Kohl-Gruppe heute am Firmensitz im saarländischen Merzig den offiziellen Startschuss für ihr Projekt zur industriellen Verblisterung von Arzneimitteln, die 7x4-Box. Firmenchef Edwin Kohl konnte mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), dem saarländischen Gesundheits- und Justizminister Professor Dr. Gerhard Vigener sowie der SPD-Bundestagsabgeordneten Elke Ferner prominente Gäste begrüßen.

Schmidt lobte das Projekt als einen Baustein, um Medikamente künftig wirtschaftlicher einzusetzen, die Sicherheit bei der Arzneimittelanwendung zu steigern und die Lebensqualität älterer und multimorbider Patienten zu verbessern. Das Gesundheitssystem habe heute Effizienzmängel, die sich die Versichertengemeinschaft angesichts der demografischen Entwicklung auf Dauer nicht mehr leisten könnten, so Schmidt. „Deshalb unterstütze ich alle kreativen Ideen, um die Qualität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit bei der Arzneimittelversorgung zu steigern.“

Die Alternativen - Rationierung oder Priorisierung - seien mit ihr nicht zu machen, stellte Schmidt klar. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die patientenindividuelle Verblisterung seien geschaffen worden und müssten nun mit Leben erfüllt werden. Nachdem patientenindividuelle Blister bereits von der Zulassungspflicht befreit sind und die Preise frei vereinbart werden können, soll mit der AMG-Novelle in zwei Wochen auch die anteilige Abrechnung der Blister ermöglicht werden. „Dann können diese Produkte vollständig in die GKV eingeführt werden“, kündigte Schmidt an.

Soweit ist es aber noch nicht. Ab kommendem Montag erhalten die ersten Heimpatienten in Berlin die 7x4-Wochenblister. 40 Heime sind am Modellprojekt der AOK beteiligt, sieben Apotheken wurden bislang von 7x4 Pharma mit der erforderlichen Software ausgestattet. Grundlage für das Projekt ist ein Rahmenvertrag mit dem Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA). Ein weiteres Modellprojekt mit der AOK Plus im Raum Görlitz soll in Kürze folgen; hier ist der Sächsische Apothekerverband (SAV) Vertragspartner. Das Modellprojekt mit der AOK Bayern hat dagegen offenbar noch nicht die Größe erreicht, die 7x4 vorschwebt.