Porträt

Hansaplast: Von der Rolle APOTHEKE ADHOC, 19.07.2012 14:01 Uhr

Berlin - 

Ein kleiner Schnitt – ein Pflaster drauf. Was heute selbstverständlich ist, war vor 90 Jahren eine Revolution. 1922 brachte der Kosmetikkonzern Beiersdorf Hansaplast auf den Markt – das erste wirkstofffreie Pflaster zum Schutz von Hautverletzungen.

 

Die Grundlage für das Pflaster legten der Apotheker Paul Beiersdorf und der Dermatologe Dr. Paul Gerson Unna. Gemeinsam entwickelten sie 1882 die ersten medikamentösen, sofort gebrauchsfertigen Wundschnellverbände und meldeten dafür ihr erstes Patent an. Das Datum der Patentschrift, der 28. März 1882, gilt zugleich als das Gründungsdatum der Firma Beiersdorf.

1890 übernahm der Apotheker Dr. Oscar Troplowitz das Unternehmen und intensivierte die Forschung an einem selbstklebenden, wirkstofffreien Pflaster. Zunächst entstand dabei allerdings ein Klebestreifen, dessen Haftkraft zu stark war für die menschliche Haut – und aus dem später der erste transparente Klebefilm Tesa entstand. Die Marke, die heute zum Inbegriff für Klebestreifen geworden ist, wird heute durch das gleichnamige Tochterunternehmen von Beiersdorf vertrieben.

 

 

Die Verwirklichung seiner Vision erlebte Troplowitz nicht mehr: 1918 verstarb er, vier Jahre vor der Marktreife von Hansaplast. Nach dem Tod des Firmeninhabers wurde Beiersdorf zunächst in eine GmbH und dann 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Mit der Marke Hansaplast ging es von da an bergauf. 1931 wurden die ersten Pflaster in gebrauchsfertigen Einheiten angeboten – die Vorläufer der Hansaplast Strips. In den 1950er Jahren entwickelte Beiersdorf wasserfeste Pflaster und Fingerverbände, 1978 startete die apothekenexklusive Marke Hansamed. 1938 stieg die Allianz als Aktionär bei Beiersdorf ein, in den Fünfzigern wurde die Versicherung zum Großaktionär und blieb bis 2003 Haupteigentümer des Konzerns.

In den späten 1990er Jahren erweiterte Beiersdorf das Angebot unter der Marke Hansaplast: Seit 1997 gibt es eine Fußpflege, seit 1998 Pflaster mit entzündungsvorbeugendem Wirkstoff, seit 1999 Gelenkbandagen, seit 2000 Pflaster zur Reduktion von Narben.

 

 

Zur Hansaplast-Markenfamilie gehören auch Elastoplast in Großbritannien und den Ländern des Commonwealth sowie Curitas in lateinamerikanischen Ländern. Hansaplast ist nach Angaben von Beiersdorf in 17 Ländern der Welt Marktführer, in 52 Staaten sind die Pflaster erhältlich. In den letzten 90 Jahren produzierte das Unternehmen insgesamt 17 Milliarden Meter Pflaster – damit ließe sich der Äquator 430 Mal umspannen.

Die Familie Herz, zu deren Imperium auch Tchibo und Blume2000 gehören, ist heute Haupteigentümer von Beiersdorf. Die Familie war in den 1970er Jahren bei dem Kosmetikkonzern eingestiegen und hatte 2003 große Teile der Allianz-Aktien übernommen. Zuvor war lange über eine Übernahme und die Zerschlagung des Unternehmens durch den US-Konzern Procter & Gamble spekuliert worden.

Im vergangenen Jahr setzte Beiersdorf 5,6 Milliarden Euro um – ein leichtes Plus im Vergleich zu 2010. Die Pflastersparte war leicht rückläufig. Stattdessen profitiert das Unternehmen von dem einstigen Fehler Troplowitz': Der Umsatz der Tochter Tesa stieg um 7,3 Prozent auf 940 Millionen Euro. Das Umsatzplus des Beiersdorf-Konzerns lässt sich somit komplett auf Tesa zurückführen.