TV-Beitrag

Akte: Apothekentest mit Glaeske Nadine Tröbitscher, 30.11.2016 10:51 Uhr

Berlin - 

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber können die Folgen des nasskalten Winterwetters sein. Betroffene zieht es in die Apotheken, doch Testkäufe der Sendung „Akte“ von Sat.1 ergaben: Guter Rat ist teuer. Laut Professor Dr. Gerd Glaeske empfehlen Apotheken zu viele Medikamente gegen den grippalen Infekt. Getestet wurden drei Anbieter: eine Versandapotheke und zwei Vor-Ort-Apotheken.

Die Testkäufer klagten über Schnupfen, Husten, Fieber, Kopfschmerzen und Halsschmerzen. Laut Glaeske reichen für eine Erkältung ein Schmerzmittel, ein konservierungsmittelfreies Nasenspray oder -tropfen und ein Halsschmerzmittel, dessen Wirkung belegt ist. Die Kosten für die Medikamente liegen bei etwa zehn Euro.

Die Testkäufer bezahlten in den Apotheken zwischen 6 und 30 Euro. „Kunden sollten gezielt nach Generika fragen“, so Glaeske. Und: „Eine gute Beratung muss man einfordern.“

Bei der Versandapotheke – allem Anschein nach handelt es sich um DocMorris – sollte eine Beratung per Videoschaltung stattfinden, abgefragt wurden die Symptome, die Einnahme weiterer Arzneimittel und das Vorliegen von Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Die Beraterin entschied sich, ohne nach einer Vorerkrankung zu fragen, für ein Kombinationspräparat mit Paracetamol, Koffein, Vitamin C und Chlorphenamin, also Grippostad C.

Glaeske bemängelt die Kombination, das die Symptome „erschlagen“ würde. Die Menge an Vitamin C würde nicht wie versprochen das Immunsystem stärken. Koffein halte wach, aber Chlorphenamin mache müde. Die Kundin hätte darauf hingewiesen werden müssen, dass mit Müdigkeit am Tag zu rechnen ist. Die unerwünschten Nebenwirkungen hätten besprochen werden müssen. „Die Beratung ist zu kurz und die Kombination nicht sinnvoll“, so die Tester. Der Preis ohne Porto lag etwa fünf Euro unter dem der Vor-Ort-Apotheken.

Der zweite Testkauf erfolgte in einer „Apothekenkette“, gemeint ist vermutlich eine Kooperation, die aber im Beitrag nicht zu erkennen ist. Die Beratung dauerte zehn Sekunden und bezog sich auf das Abfragen der Symptome. Ein Vorgespräch gab es nicht, jedoch eine kombiniertes Grippemittel und Halsschmerztabletten für 15,31 Euro. „Hier steht eindeutig der Verkauf im Vordergrund“, so Glaeske. Die Nebenwirkungen wurden nicht genannt.

Im letzten Test wurde eine Apotheke in einer Einkaufsstraße geprüft. Auch hier wurden als erstes die Symptome abgefragt. Weitere Fragen nach anderen Erkrankungen wie Asthma, Bluthochdruck oder Gerinnungsstörungen wurden gestellt. Der Apotheker entschied sich für eine Kombination von zwei Präparaten: Für die schnelle Linderung empfahl er ein Grippemittel und dazu ein homöopathisches Mittel. Glaeske: „In dieser Apotheke wird eigentlich nicht schlecht beraten.“ Es hätten mehr altersspezifische Fragen gestellt werden müssen. Und die Beratung stehe im Gegensatz zur Empfehlung. Das Kombinationspräparat kann zu Bluthochdruck und Herzrasen führen.

Die Akte-Reporter empfehlen den Kunden, die Empfehlung des Apothekers genauer zu hinterfragen. „Sonst kann das blinde Vertrauen in die Apotheken ins Geld gehen.“

Den Test, den auch das Frühstücksfernsehen zeigte, sehen Sie hier.