Generikakonzerne

Stada: Geschäftsführer geht Patrick Hollstein, 29.09.2016 10:23 Uhr

Berlin - 

Bei der Stada gibt es wieder eine Veränderung auf der Führungsebene: Lothar Guske, Geschäftsführer der Tochterfirma Stadapharm, hat das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Seinen Posten übernimmt Anne Demberg. Das berichtet PHARMA ADHOC.

Mit Guske verliert die Stada einen langjährigen und in- und extern geschätzten Manager. Der heute 52-Jährige hatte seit 1997 für den Konzern gearbeitet, zunächst im Bereich Marketing und Vertrieb, später als Außendienstleiter. 2004 übernahm er die Marketing- und Vertriebsleitung bei Aliud, 2009 wurde er zum Vice President Generika/Logistik ernannt.

2014 entschied das Management, dass Stadapharm sich nicht mehr an den Ausschreibungen der Krankenkassen beteiligen sollte. In der Folge wurden zahlreiche Produkte auf Aliud umgeflaggt; in absehbarer Zeit soll es Generika unter der Marke Stada nur noch für Selbstzahler, Open-house-Verträge und Aut-idem-Wirkstoffe geben. Stadapharm soll sich außerdem auf das Geschäft mit Diagnostika fokussieren.

Vor einigen Wochen schlug sich die Neuausrichtung dann auch in der geänderten Konzernstruktur nieder: Luc Slegers, bislang Senior Vice President Marketing & Sales Central Europe, übernahm als Executive Vice President (EVP) Generics die Verantwortung für das gesamte Generikageschäft des Konzerns. Über die Aktivitäten hierzulande berichtet an ihn als Vice President Deutschland Aliud-Geschäftsführerin Ingrid Blumenthal. Damit war im Prinzip schon absehbar, dass Guske sich früher oder später aus dem Konzern verabschieden würde.

Den Posten des Geschäftsführers bei Stadapharm übernimmt mit Demberg eine erfahrene Stada-Managerin als Zweitjob. Die gelernte PTA hatte 1980 in Bad Vilbel als Pharmareferentin angefangen und mittlerweile so ziemlich jede Abteilung des Konzerns kennengelernt.

Von 1997 bis 2008 stand sie bereits einmal an der Spitze von Stadapharm, seit 2003 ist sie zusätzlich für alle verbands- und gesundheitspolitischen Themen des börsennotierten Herstellers zuständig. Seit 2010 leitet sie gemeinsam mit Ralf Hutmann zudem die Biosimilar-Tochter Cell pharm.

Als im Juni das „System Retzlaff“ zusammenbrach, sahen Insider auch schon Dembergs Position im Konzern in Gefahr. Die Managerin hatte jahrelang zum engen Kreis gehört und war in der heißen Phase dann vorübergehend nicht zu erreichen. Doch wie sich jetzt zeigt, kann man in Bad Vilbel auch nach der Revolte nicht auf ihre Erfahrung verzichten.

Anfang Juni hatte Konzernchef Hartmut Retzlaff das Handtuch geworfen, nachdem immer mehr Details über seinen Führungsstil und sein Netzwerk an Beratern an die Öffentlichkeit kamen. Wenige Wochen später musste sein Sohn Steffen Retzlaff seinen Posten als Geschäftsführer bei Stadavita abgeben, OTC-Chef Adil Kachout musste das Unternehmen verlassen. Nachfolger für beide Positionen gibt es noch nicht.

Ende August brachte der Konzern die mit Spannung erwartete Hauptversammlung über die Bühne. Dem aktivistischen Investor Active Ownership Capital (AOC) gelang es nicht, sich mit seinen Kandidaten bei der Neubesetzung des Aufsichtsrats durchzusetzen. Allerdings wurde Aufsichtsratschef Martin Abend aus dem Amt verjagt.

Retzlaffs Nachfolger Matthias Wiedenfels räumte beim Aktionärstreffen ein, dass der Konzern in der Vergangenheit „an einigen Stellen zu hierarchie- statt businessplanorientiert“ gewesen sei. Auch bei der Kommunikation der Ziele und Herangehensweisen sei man nicht immer konsequent genug gewesen. Ein ehrliches Feedback von Kunden, Marktteilnehmern und Investoren habe einen so nicht immer rechtzeitig erreichen können.

„Das alles hat uns an der ein oder anderen Stelle Wachstum, Profitabilität und vielleicht auch Glaubwürdigkeit gekostet. Aber damit ist jetzt Schluss!“ Wiedenfels versprach höheren Umsatz, reduzierte Kosten, verbesserten Kapitaleinsatz, überlegtere Übernahmen und insgesamt mehr Effektivität und Effizienz. „In Zukunft wird es bei Stada keine lokalen oder regionalen Partikularinteressen mehr geben.“

AOC kritisierte, dass es unter Retzlaff „Gehaltsexzesse und Vetternwirtschaft“ gegeben habe. Obwohl die Vertreter des Investors mehrfach versicherten, die Stada nicht zerschlagen zu wollen, blieb bei den Anlegern Skepsis.