Apothekenexklusivität

Nu3: „Wir beziehen direkt über die Hersteller“ Carolin Bauer, 05.02.2016 15:12 Uhr aktualisiert am 05.02.2016 16:26 Uhr

Berlin - 

In Drogeriemärkten werden apothekenexklusive Marken seit Jahren verkauft. Auch im Internet sind Produkte aus der Offizin über branchenfremde Portale verfügbar. Die Ernährungsplattform Nu3 etwa bietet nicht nur Eigenmarken, sondern auch diverse freiverkäufliche Apothekenprodukte wie Almased, Vitasprint (Pfizer) und Bepanthol (Bayer) an.

Nu3 bezeichnet sich selbst als Europas führender Anbieter für intelligente Ernährung. Hierzulande werden insgesamt rund 6500 Produkte angeboten. Davon entfallen rund 1700 in die Kategorie Gesundheit. Dort werden unter anderem Schwangerschaftstests und Wärmepflaster von Dr. Kade, Daosin von Stada/Sciotec, Centrum von Pfizer, Cefavit (Cefak), Cetebe (GlaxoSmithKline), Magnesium Diasporal und Basica (Protina) sowie Wobenzym (Mucos) angeboten.

„Wir beziehen die Produkte direkt über die Hersteller“, sagt ein Firmensprecher. Zum Teil werde die Ware auch über Zwischenhändler gekauft. Auch Diätpulver wie Yokebe und Almased gehören zum Sortiment. Das Produkt des Herstellers aus Bienenbüttel sei eines der Startprodukte gewesen.

Laut Pfizer werden die Produkte ausnahmslos über den Apotheken-Außendienst sowie über den Pharmagroßhandel vertrieben. Dem Unternehmen sei es wichtig, dass die Produkte über diesen Vertriebsweg und mit der entsprechenden Beratungskompetenz der Apotheke vertrieben würden, sagt ein Sprecher.

Auch Protina weist eine Geschäftsbeziehung mit Nu3 zurück: Das Unternehmen beliefere ausschließlich öffentliche Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel, sagt eine Sprecherin. Andere Vertriebswege würden nicht bedient und seien nicht gewünscht. Eine Vertriebsbindung sei jedoch verboten. Es sei deshalb nur bedingt möglich, den Warenfluss aus den belieferten Kanälen an Händler wie Nu3 zu unterbinden. Gerade im Direktvertrieb an Apotheken seien die Liefermengen sowie Bestellhäufigkeiten stark reglementiert, um den Verkauf der Marken in unerwünschte Handelswege zu unterbinden. Im Vertriebskanal Großhandel seien die Warenströme nicht transparent und für Hersteller nicht nachvollziehbar.

Nu3 habe gegenüber Protina bereits 2014 eine Unterlassungserklärung abgegeben, dass nicht mehr mit der Aussage „Basica Onlineshop – Jetzt günstig Basica kaufen“ geworben werden dürfe. „Alle Anfragen zu einer Zusammenarbeit mit Nu3 wurden und werden mit Hinweis auf die Apothekenexklusivität unserer Ware immer abgelehnt“, so die Sprecherin. Es würde auch künftig alles daran gesetzt, die beratungsintensiven, qualitativ hochwertigen Produkte ausschließlich in der Apotheke zu halten. „Leider lässt uns die Europäische Union wenig Spielraum um gegen Warenflüsse, die nicht in unserem und dem Interesse der deutschen Apotheker sind, vorzugehen.“

Nu3 wurde 2011 von Dr. Robert Sünderhauf, Felix Kaiser und Kassian Ortner gegründet; sie sind heute mit jeweils 7 Prozent beteiligt. Hauptinvestor ist seit 2012 Projekt A Ventures; hinter dem Start-up-Financier für den E-Commerce-Bereich stehen mehrere ehemalige Manager von Rocket Internet.

Nu3 arbeitet mit dem brandenburgischen Logistiker Fiege zusammen. Vom Lager in Großbeeren wird die Ware versandt. Die Produkte werden in insgesamt rund 25 Länder wie Österreich und der Schweiz sowie nach Skandinavien verschickt. Seit November gibt es auch einen Internetshop für den chinesischen Markt.

Die Zentrale befindet sich mit den Bereichen Einkauf, IT und der Betreuung des Webshops in Berlin. Die rund 100 Eigenmarkenprodukte werden von verschiedenen Lohnherstellern produziert. Auch eigene Gesundheitsprodukte werden angeboten. Darunter sind Vitamin-D-Präparate, Schwangerschaftsvitamine mit Folsäure sowie Säure-Basen-Kapseln. Wöchentlich kämen neue Eigenmarken dazu, so der Sprecher.

Seit 2013 wirbt das Portal auch im Fernsehen. Zudem hat sich die Plattform auch das neue EU-Logo für den Versand von freiverkäuflichen Arzneimitteln gesichert. Insgesamt erwirtschaftet das Portal einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro. Davon entfallen rund 30 Prozent auf die Eigenmarken. Die Firma beschäftigt rund 230 Mitarbeiter, davon 190 in Deutschland. Der Rest arbeitet für eine Tochterfirma in Brasilien.