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Machtwechsel bei Stada dpa/APOTHEKE ADHOC, 25.08.2017 09:01 Uhr

Bad Vilbel - 

Nach der Übernahme der Mehrheit an Stada wollen die Finanzinvestoren Bain und Cinven die Kontrolle übernehmen. Sie wollen einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen. Der Vorstand will entsprechende Gespräche führen. Fünf Aufsichtsräte kündigen derweil ihren Rückzug an.

Den Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven war es jüngst im zweiten Anlauf geglückt, Stada mehrheitlich zu übernehmen. Sie hatten sich 63,85 Prozent am Unternehmen gesichert – 63 Prozent waren die Untergrenze. Einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag muss die Hauptversammlung allerdings mit 75 Prozent Stimmenmehrheit billigen. Bis zum 1. September läuft noch eine verlängerte Annahmefrist, die etwa bestimmte Index-Fonds nutzen könnten.

Nach dem geglückten Verkauf legen fünf Aufsichtsräte am 25. September ihre Mandate nieder: Carl Ferdinand Oetker, Vorsitzender des Kontrollgremiums, Rolf Hoffmann, Dr. Birgit Kudlek, Tina Müller und Dr. Gunnar Riemann scheiden aus. Sie waren – mit Ausnahme von Oetker, der vorher Vize war – erst bei der Hauptversammlung gewählt worden und hatten die Nachfolge der Apotheker und Ärzte angetreten.

Müller und Hoffmann hatten die Unterstützung sowohl der Stada-Verwaltung als auch der aktivistischen Investoren. Die vom damaligen Managament vorgeschlagenen Kandidaten Kudlek und Riemann erhielten beide etwas weniger als 50 Prozent der Stimmen. Neben den drei Arbeitnehmervertretern bleibt nur Eric Cornut im Amt, er war der einzige Kandidat, den die Investoren im August 2016 durchgebracht hatten.

„Mit dem angekündigten Start der Verhandlungen eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags sehen wir unsere Aufgabe bei diesem Eigentümerwechsel als abgeschlossen an und haben daher beschlossen,
unsere Ämter niederzulegen“, erklärte Oetker. Er selbst soll lange gegen den Verkauf gewesen sein, hatte dies offiziell aber bestritten. Die Nachfolger für die ausscheidenden Mitglieder sollen zeitnah gerichtlich bestellt werden, hieß es weiter.

Unklar ist weiterhin, was der umtriebige Investor Paul Singer mit seinem Stada-Anteil vor hat. Nach einer Stimmrechtsmitteilung vom Donnerstag hat er seinen Einfluss noch ausgebaut und verfügt direkt und indirekt über Zugriff auf 11,59 Prozent der Stimmrechte. Singer dürfte auf ein besseres Angebot als die von Bain und Cinven gebotenen 66,25 Euro je Aktie spekulieren. Tatsächlich ist der Aktienkurs zuletzt auf 80 Euro geklettert.

Im Rahmen des geplanten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag werden die Finanzinvestoren den anderen Aktionären ein neuerliches Angebot machen und ihnen für die Dauer des Vertrages einen Ausgleich zahlen. Setzen sie sich durch, erhalten sie Zugriff auf die Kasse von Stada. Die Details müssen nun in den Verhandlungen mit dem Vorstand festgezurrt werden.

Nach dem hauchdünn besiegelten Verkauf an Finanzinvestoren tritt der Konzern Sorgen vor einem Arbeitsplatzabbau entgegen. „Die Zentrale in Bad Vilbel steht nicht zur Diskussion“, sagte Vorstandschef Engelbert Willink. Zwar gebe es noch keine genauen Personalplanungen unter den neuen Eignern Bain und Cinven. „Es deutet aber nichts darauf hin, dass künftig weniger Arbeit in Deutschland gemacht wird und mehr im Ausland“, betonte Willink. Angepeilt sei, Bereiche wie IT und Forschung sowie Verpackung stärker in der Zentrale zu bündeln. „Wir müssen nicht alles dreimal machen.“

Bain und Cinven haben mit Stada Zusagen zum Schutz der Beschäftigten vereinbart, diese betreffen aber nur einen Teil der Arbeitnehmer über fünf Jahre. Die Gewerkschaft IG BCE warnt daher vor einem Job-Abbau. Von der Garantie abgesichert sind nur die gewerblichen Mitarbeiter, die in Deutschland aber nur einen kleinen Teil der Beschäftigten ausmachen. Nicht erfasst sind etwa Angestellte aus Vermarktung, IT oder Forschung. Willink zufolge gibt es noch keine konkrete Personalplanung.

Ob Willink und Finanzchef Bernhard Düttmann, die nur einen Vertrag bis Jahresende haben, möglicherweise länger im Amt bleiben, wurde nicht näher erläutert. „Ich bin da flexibel“, sagte Willink. Klar sei aber, dass er nicht dauerhaft Stada-Chef sein werde: Mit Blick auf seine eigene Lebensqualität und seine Familie wolle er nicht für die nächsten zehn Jahre 24/7 für die Stada arbeiten, so Willink.