Versandapotheken

DocMorris wächst langsamer APOTHEKE ADHOC, 26.04.2009 13:14 Uhr

Berlin - 

Vor zwei Jahren gab Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle die Mehrheitsübernahme der niederländischen Versandapotheke DocMorris bekannt. „Mit Blick auf die erwartete Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes durch den Europäischen Gerichtshof ist der Kauf von DocMorris für Celesio ein logischer Schritt“, teilte Celesio am 26. April 2007 zur 183 Millionen Euro schweren Übernahme mit. Für die aktuell geplante Werbekampagne nimmt der Konzern vermutlich noch einmal viel Geld in die Hand. Der massive öffentliche Auftritt soll auch das Image des Unternehmens stärken. Doch bei der Hauptversammlung in zwei Wochen werden die Aktionäre genauer wissen wollen, was ihnen DocMorris außer einer gewissen Prominenz gebracht hat.

Laut DocMorris-Chef Ralf Däinghaus läuft das Geschäft derzeit „phänomenal“. Da Däinghaus bereits in der Vergangenheit 500 Millionen Euro Umsatz für 2007 in Aussicht gestellt hatte („Natürlich war ich zu optimistisch“), ist ein Blick auf die Zahlen und Fakten unerlässlich. Die lassen eher darauf schließen, dass das Wachstum ins Stocken geraten ist.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz der niederländischen Versandapotheke auf rund 220 Millionen Euro. 2007, im Jahr der Übernahme durch Celesio, schloss die niederländische Versandapotheke mit einem Nettoumsatz von 209 Millionen Euro. Berücksichtigt man eventuelle Mehrwertsteuereffekte, dürfte das Plus zwischen 3 und 5 Prozent gelegen haben.

Nach dem rasanten Wachstum in den Anfangsjahren hatte DocMorris zuletzt in der Regel immerhin noch zweistellig zugelegt: 2001 setzte DocMorris fünf Millionen Euro um, 2002 waren es 22 Millionen Euro. Mit der Zulassung des Versandhandels steigerte DocMorris im Jahr 2004 sein Geschäft auf 128 Millionen, nach 51 Millionen Euro im Jahr 2003. 2005 war es mit dem dreistelligen Wachstum vorbei: Der Umsatz stieg um rund 15 Prozent auf rund 150 Millionen Euro. Im Jahr vor der Übernahme durch Celesio erwirtschaftete DocMorris knapp 172 Millionen Euro, also erneut ein Plus von 15 Prozent. Seit 2005 meldet die Versandapotheke eine konstante Zahl von rund 330 Mitarbeitern.

Auf der Ertragsseite sah es bei DocMorris bislang nie „phänomenal“ aus. 2003 schrieb die Versandapotheke 3,6 Millionen Euro Verluste, 2004 wies das Unternehmen einen Fehlbetrag von 4,7 Millionen Euro aus. Trotzdem teilte der Versandhändler 2007 mit, seit Oktober 2003 schwarze Zahlen zu schreiben.

2005 brachten die Geschäftsaktivitäten dann tatsächlich Gewinne; das operative Ergebnis lag bei 2,6 Millionen Euro, der Jahresüberschuss bei knapp 1,7 Millionen Euro.

2006 blieben bei konstantem Betriebsergebnis wegen Finanzeffekten unter dem Strich 240.000 Euro. 2007 brach das operative Ergebnis um drei Viertel auf 700.000 Euro ein; der Jahresfehlbetrag lag bei rund 600.000 Euro.

Ob sich die Ertragssituation nachhaltig verbessert, steht in den Sternen. Schmerzhaft könnte es für den Fall werden, dass Pharmafirmen in größerem Umfang bereits gezahlte Herstellerrabatte zurückfordern. Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts haben ausländische Anbieter wie DocMorris keinen Anspruch auf Erstattung der Abschläge.

Weit entfernt vom Breakeven dürfte die für das Franchise-Konzept zuständige deutsche Schwestergesellschaft sein, die 2007 mit einem Minus von knapp 3,8 Millionen Euro aus dem Rennen ging. Umgerechnet kostete jede der damals rund 100 Markenpartnerschaften knapp 40.000 Euro. Auch hier hat sich die Expansion verlangsamt: Rund 150 Apotheken tragen laut DocMorris heute als „Markenpartner“ das grüne Kreuz; 2008 sind demnach 50 Apotheken dazugekommen - nach rund 100 Apotheken im Vorjahr.