Pick up-Stellen

„Das Gefühl für Arzneimittel“ Alexander Müller, 25.03.2009 10:29 Uhr

Berlin - 

Für die Europa Apotheek Venlo geht es um viel, wenn der Gesundheitsausschuss des Bundestages heute zwei Anträge zum Versandhandel diskutiert. Die FDP will Pick up-Stellen in Drogerienmärkten verbieten, die Linksfraktion den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gleich ganz versenken. Klaus Gritschneder, Mitbegründer der Europa Apotheek, glaubt jedoch nicht an einen Erfolg der Anträge. Besonders ein Rx-Versandverbot halte er für unwahrscheinlich, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Eine eigene Stellungnahme hat die niederländische Versandapotheke zu den Anträgen nicht abgegeben. Gritschneder fühlt sich durch den europäischen Verband der Versandhändler und den Verband Deutscher Drogisten (VDD) gut vertreten. Wie der VDD spricht sich die Versandapotheke, die mit dm kooperiert, für strengere Auflagen für Abholstellen aus.

Die Vorschläge decken sich Gritschneder zufolge sogar mit jenen, die die ABDA in die Diskussion um die AMG-Novelle eingebracht hatte - freilich ohne die Forderung nach einem Rezeptsammelverbot. In der Diskussion sind schärfere Auflagen für die Lagerung und Aushändigung der Arzneimittel sowie eine Rücksendeverpflichtung und kostenlose telefonische Beratung. Außerdem sollten die Abholstellen künftig von den Aufsichtsbehörden der Länder überwacht werden.

Der VDD hatte außerdem indirekt ein Pick up-Monopol gefordert: Nur Betriebe, die freiverkäufliche Arzneimittel anbieten, sollten Abholstellen betreiben dürfen. Zudem sollte die Abgabe der Medikamente nur Verkäufern mit Sachkundenachweis für frei verkäufliche Arznemittel gestattet sein. Eine sinnvolle Auflage, findet Gritschneder, denn bei dem Drogeriepersonal „ist das Gefühl für Arzneimittel da“.

„Light-Apotheken“ in Drogeriemärkten will Gritschneder aber nicht: Das Personal solle eben nicht beraten, dafür sei ausschließlich die Versandapotheke da. Den Sachkundenachweis, den bereits heute ein Mitarbeiter pro Drogeriemarkt haben muss, sieht er als zusätzliches Kritierium: „Notwendig ist er eigentlich nicht, denn der Angestellte tut nichts anderes als ein Postbote“, so Gritschneder.

Tankstellen traut er diesen Service trotzdem nicht zu: „Da haben Arzneimittel nichts zu suchen.“ Pick up-Stellen in Dönerbuden gebe es sowieso nur in der politischen Diskussion: „Das würden die Kunden nicht akzeptieren“, ist sich Gritschneder sicher.

Mit dem eigenen Geschäft ist er vorsichtig zufrieden: „Es läuft nicht schlecht, aber immer noch etwas schleppend.“ Die Tendenz sei aber eindeutig positiv. Im Herbst sollen alle 950 dm-Filialen mit Abholstellen ausgestattet sein. Ende des Monats werden es Gritschneder zufolge rund 400 sein.