„Coupon-Mentalität“: Shop Apotheke verklagt Noweda-Chef 02.12.2025 13:22 Uhr
Einen Apotheker hat Shop Apotheke wegen seiner kritischen Aussagen in einer Regionalzeitung gerichtlich belangt, bei Noweda-CEO Dr. Michael Kuck hatte der Versender keinen Erfolg: Das Landgericht (LG) Düsseldorf wies eine Klage als unbegründet ab. Gegen das Urteil ist Berufung möglich.
Konkret war der Versender, dem vom LG Frankfurt die Werbung mit Gutscheinen für die Einlösung von Verschreibungen untersagt worden war, wegen eines Zitats des Noweda-Chefs in einer Pressemitteilung vor Gericht gezogen: „Arzneimittel sind Waren der besonderen Art, deren Einnahme neben dem primären Mehrwert für den Patienten auch ein Risiko darstellen können. Gerade die Abgabe von rezeptpflichtigen Medikamenten sollte daher immer in Kombination mit professioneller pharmazeutischer Beratung erfolgen. Dieses Bewusstsein wird von einer ‚Coupon-Mentalität‘ untergraben“, so die angegriffene Aussage.
Shop Apotheke forderte Kuck zunächst zur Unterlassung seiner Äußerung auf, was er jedoch ablehnte. Denn die Aussage zielte nach seiner Auffassung allgemein darauf ab, dass bei Arzneimitteln stets die Beratung im Vordergrund stehen sollte und eben nicht Zugaben oder Zuwendungen, die eine „Coupon-Mentalität“ fördern und die mit dem Arzneimittelkonsum einhergehenden Risiken relativieren. Dies gelte für alle Apotheken, nicht nur Shop Apotheke.
Noweda behält Versender im Auge
„Medikamentenversender versuchen, ihre Leistungen im öffentlichen Bewusstsein mit denen der stationären Apotheken gleichzustellen“, so Kuck zur aktuellen Entscheidung des LG Düsseldorf. „Tatsache ist aber, dass deren Beratungsangebot nicht mit einem persönlichen Austausch in der Apotheke gleichzusetzen ist.“ Denn stationäre Apotheken seien eben keine reinen Arzneimittelabgabestellen, sondern böten darüber hinaus Nacht- und Notdienste, Rezepturen, pharmazeutische Dienstleistungen und pharmazeutische Beratung im persönlichen Austausch direkt vor Ort. Zudem kümmerten sie sich im Fall von Lieferengpässen um Alternativen für die betroffenen Patienten.
Die Noweda will die aggressiven Werbemaßnahmen, die vielen Versendern aufgrund millionenschwerer Investoren im Hintergrund trotz zum Teil roter Zahlen möglich sind, weiter im Auge behalten: „Der Verbraucher muss sich darüber im Klaren sein, dass der stete Tropfen den Stein höhlt und dass die ‚Coupon-Mentalität‘ dieser Unternehmen dazu beiträgt, das Apothekennetz in Deutschland weiter zu schwächen. Das birgt nicht zuletzt die Gefahr von Monopolen, wie wir sie bereits in anderen Branchen kennen. Hier geht es nicht um eine bestmögliche Arzneimittelverfügbarkeit und -versorgung, individuelle Beratung oder persönliche Betreuung, gerade für ältere und chronisch kranke Menschen, sondern allein um maximalen Profit. Das kann nicht die Zukunft der Arzneimittelversorgung sein.“