Pharmahandelskonzerne

Celesio: Homecare statt PBM Patrick Hollstein, 27.09.2011 11:13 Uhr

Berlin - 

Auch nach dem vorzeitigen Aus für „Medco Celesio“ hält man in Stuttgart an der Strategie fest, Patienten im Rahmen von Betreuungsprogrammen direkt zu beliefern. Man sei nach wie vor fest davon überzeugt, dass es einen großen Bedarf in ganz Europa gebe, die Gesundheitsversorgung von Patienten mit chronischen oder komplexen Krankheiten zu verbessern. „Da Celesio in diesem Bereich gute Wachstumsperspektiven sieht, werden die dort bestehenden Geschäftsaktivitäten fortgeführt“, teilte der Konzern mit.

Bereits vor dem Joint Venture hatte Celesio nach Managern gesucht, die die Unternehmenssparte „Specialty Pharmacy“ aufbauen sollten. In Großbritannien hatte Celesio bereits vor drei Jahren unter dem Namen „Evolution Homecare“ mit dem Direktversand an Patienten begonnen: Im Auftrag von Pharmakonzernen, Kliniken oder Niederlassungen des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS koordiniert das Unternehmen die Lieferung der Arzneimittel und die Betreuung durch Pflegedienste vor Ort.

Auch in Deutschland dürfte Celesio künftig versuchen, Betreuungsprogramme für Patienten, die im häuslichen Umfeld versorgt werden, aufzulegen. Die bisherigen Projektverantwortlichen von Medco Celesio bleiben jedenfalls - trotz der anfänglichen Misserfolge - beim Stuttgarter Konzern.

Entscheidend wird am Ende sein, wie der zusätzliche Service bezahlt wird und ob die Pflegebranche überhaupt willens und in der Lage ist, neue und teilweise apothekerliche Aufgaben zu übernehmen. Vor allem für teure Spezialarzneimittel, deren Applikation eine besondere Schulung erfordert, kommt der Bereich „Specialty Care“ in anderen Ländern zum Zuge.

Von den bisherigen drei Säulen dürften damit am Ende zwei übrig bleiben: Versandapotheke und Homecare. Nicht weiter verfolgen wird man in Stuttgart vermutlich den Bereich „Advanced Clinical Solutions“. Mit Analysen von Patientendaten wollte sich Medco Celesio bei den Krankenkassen ins Geschäft bringen; mit der „BIG direkt gesund“ hatte sich die erste Kasse gefunden. Am Ende hätte ein Pharmacy Benefit Management (PBM) stehen können, bei dem Medco Celesio für die Kassen nicht nur Versorgungskonzepte, sondern auch Therapietarife ausgearbeitet hätte. Dieses Szenario war von den Konzernen stets dementiert worden.