Betriebsprüfung

Streit um den Super-Steuerprüfer Alexander Müller, 04.12.2012 12:51 Uhr

Gerangel um Zahlen: Zwischen den Betriebsprüfern und Steuerberatern ist umstritten, welche Daten Apotheken gegenüber dem Finanzamt herausrücken müssen. Foto: Thorben Wengert / pixelio.de
Berlin - 

Spätestens im kommenden Jahr dürften Apotheken verstärkt von den Finanzbehörden überprüft werden. Davon gehen zumindest die Steuerberater der Apotheken aus. Für sie bedeutet das auch eine Verschärfung des Wettbewerbs um neue Mandanten. Die Steuerberatungsgesellschaft RST ist mit ihrem Marketing offenbar über das Ziel hinausgeschossen. Nachdem sich die Konkurrenz beschwert hatte, wurde das Essener Unternehmen von der Oberfinanzdirektion Magdeburg (OFD) zurückgepfiffen.

RST hatte bei Apotheken für zwei Veranstaltungen geworben, die im Juli in Dresden und Schkeuditz bei Leipzig abgehalten wurden. Als Gastredner konnte das Unternehmen den Steueroberinspektor Thomas Neubert gewinnen. Er gilt als Experte für Apotheken-Prüfungen und schult bundesweit die Oberfinanzdirektionen. Bei RST sollte er einen Vortrag zum Thema Datenzugriff bei Apotheken halten.

Die Veranstaltung hatte RST etwas großspurig als „Exklusivseminar“ angekündigt, die zudem von der Finanzverwaltung angeboten worden sei. „Dieses Angebot an unsere Gesellschaft resultiert aus den Kontakten zu den Oberfinanzdirektionen, die für die 'schwierigen Fälle' zuständig sind und mit denen wir bisher optimale Ergebnisse für unsere Madanten in Abstimmung mit allen Beteiligten erreichen konnten“, hieß es in der Werbung.

Dem Vernehmen nach hatten sich gleich mehrere Steuerberatungsgesellschaften bei der OFD über die vermeintliche Bevorzugung beschwert. Die Steuerbehörde hatte aber offenbar erst im Nachhinein von dem Flyer erfahren und distanzierte sich jetzt von der Aktion. „Besondere Kontakte der Oberfinanzdirektionen mit Ihnen gibt es nicht, insbesondere wurden mit Ihnen keine Betriebsprüfungsergebnisse abgestimmt“, heißt es in einem Schreiben an RST.

Die OFD stellt zudem klar, dass Neubert für ein Seminar angefragt worden sei. Das Finanzamt Halle (Saale)-Süd habe auf Empfehlung der OFD lediglich die Erlaubnis für einen allgemeinen Vortrag zum Datenzugriff erteilt. Die Steuerbehörde fordert eine Richtigstellung von RST. Auch werde Neubert für künftige Mandantenveranstaltungen der Gesellschaft nicht mehr zur Verfügung stehen.

RST-Chef Axel Witte will das Thema nicht zu hoch hängen: „Es gibt zwischen den Beratern unterschiedliche Auffassungen über den Umgang mit der digitalen Betriebsprüfung. Die OFD hat Wert darauf gelegt, in diese Auseinandersetzung nicht einbezogen zu werden, da sie auf Neutralität Wert legt. Diese Auffassung ist angemessen und richtig.“

Mit dem Verlauf der zwei Seminare ist der RST-Chef sehr zufrieden. „Unsere Mandanten konnten ihre Fragen zur Betriebsprüfung direkt loswerden, das war sicherlich hilfreich“, so Witte. Auch er geht davon aus, dass das Thema die Apotheken im kommenden Jahr verstärkt beschäftigen könnte, warnt aber vor Panikmache.