Allergosan

„Apotheker haben Probiotika schneller begriffen als Ärzte“ Carolin Bauer, 23.07.2018 08:04 Uhr

Berlin - 

Die Österreicherin Anita Frauwallner hat mit probiotischen Produkten einen Millionen-Erfolg gelandet. Die Chefin der Firma Allergosan vertreibt in Deutschland die apothekenexklusive Reihe Omnibiotic. Die Gesundheitsprodukte gehören zu den am stärksten wachsenden Produkten in der Selbstmedikation.

Frauwallner machte ihr Hobby zum Beruf. In einer Apotheke in Graz tüftelte sie gemeinsam mit ihrem Mann bereits vor mehr als zwanzig Jahren an probiotischen Produkten. Ihre Apotheke zum goldenen Hirschen war spezialisiert auf naturheilkundliche Produkte sowie Homöopathie und orthomolekulare Medizin. „Das war mir aber zu wenig“, sagt Frauwallner, die selbst an Neurodermitis leidet.

1991 wurde das Institut Allergosan gegründet. Zunächst wurde es aus rein persönlichem, wissenschaftlichem Interesse geführt. „Die ersten zwei Jahre Forschung waren enttäuschend“, erinnert sich Frauwallner. Den Durchbruch brachten die Forschungskooperationen mit zwei niederländischen Universitätskliniken. Diese resultierten in Studien zu den Themen „Multispezies-Probiotika zur Behandlung der Antibiotika-assoziierte Diarrhoe“ und zur „Allergieprävention während der Schwangerschaft“.

Das erste Omnibiotic-Produkt kam 1996 in Zusammenarbeit mit den Medizinern auf den Markt. Das Nahrungsergänzungsmittel enthält sechs natürlich im menschlichen Darm vorkommende Bakterienkulturen und ist einer der Topseller. Durch die Spezialisierung auf Naturheilkunde habe sich in der Apotheke ein kleines Klientel gebildet. „Meine Kollegen haben gesagt, ich bin verrückt, für eine Flasche 480 Schilling (etwa 30 Euro) zu verlangen“, so Frauwallner. „Die haben gedacht, ich habe einen Vogel.“ Apotheker seien die ersten gewesen, die wegen eigener Probleme mit dem Darm nach mehr Informationen gefragt hätten. Dadurch sei die Idee zu Vorträgen entstanden.

2008 lud Frauwallner zur ersten Fachakademie zum Thema Mikrobiom-Forschung ein. Gekommen seien acht Teilnehmer. Heute hören ihr bei Veranstaltungen im Durchschnitt 120 Besucher zu. Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health verzeichnete Allergosan mit den Omnibiotic-Produkten einen Umsatz von rund 34 Millionen Euro (reale Apothekenverkaufspreise, rAVP). Die Marke gehört damit zu den am stärksten wachsenden OTC-Produkten. Gefördert werden die Verkäufe durch Abverkaufsaktionen in der Offizin und Rabatte. Bereits 2016 stiegen die Verkaufserlöse im Vorjahresvergleich um 81 Prozent. 2012 lagen die Verkaufserlöse noch bei einer halben Million Euro.

In Österreich ist die Firma nach eigenen Angaben im Bereich der medizinisch relevanten Probiotika Marktführer. Die Apothekerin sieht sich noch nicht am Gipfel angekommen. „Wir haben unglaublich gute fünf Jahre hinter uns“, sagt sie. „Das Thema nimmt jetzt langsam Fahrt auf.“ „Apotheker haben Probiotika schneller begriffen als Ärzte“, so Frauwallner. Die Pharmazeuten seien näher am Patienten und bekämen mit, wenn ein Kunde mit dem gleichen Leiden bei zehn unterschiedlichen Medizinern war.

Einer der größten Erfolge in der Firmengeschichte sei die Einführung von Omnibiotic Hetox zur diätetischen Behandlung von Leberfunktions-Störungen vor zwei Jahren gewesen. Insgesamt umfasst die Dachmarke elf Produkte, darunter auch dietätische Lebensmittel. Weitere Marken sind Omnilogic, Caricol, Allergosan Intensiv Creme und Metacare. Hierzulande werden die Präparate seit sechs Jahren über eine eigene Vertriebstochter angeboten. 40 Außendienstmitarbeiter besuchen Apotheken, Ärzte und Kliniken. Zudem kooperiert Allergosan mit der Weber & Weber-Tochter Microbiotica.

Die Beratung der Fachkreise sei wichtig, betont Frauwallner. 2019 soll das Schulungsangebot für Apotheken massiv ausgebaut werden. „Ich bin missionarisch in Apotheken unterwegs, um vor probiotischen Produkten von schlechter Qualität zu warnen.“ Lohnhersteller böten insbesondere Apothekengruppen günstige Ware für Eigenmarken an. „Oft handelt es sich dabei um probiotische Kuhbakterien, die sich aber nicht im menschlichen Darm ansiedeln.“

Die niedergelassenen Ärzte seien vor etwa drei Jahren auf das Thema aufgesprungen. „Heute dreht sich im Bereich der probiotischen Produkte längst nicht mehr alles nur um den Darm, sondern auch um Beschwerden, die zunächst nicht mit der Verdauung in Zusammenhang gebracht werden.“ Dazu zählten Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen, Hautprobleme, chronische Kopfschmerzen, sowie psychische Beschwerden wie Depressionen und Burnout.

Seit 2006 wird Frauwallner von ihrem Sohn Bernd Assinger in der Geschäftsführung unterstützt. Der Jurist ist für die Bereiche Recht und Export zuständig. Die Produkte der rund 150 Mitarbeiter großen Firma werden in 15 Ländern verkauft. „Wir sind gerade auf dem Sprung nach Asien“, sagt Frauwallner. In Fernost will sie in Taiwan mit dem Verkauf beginnen. 2019 ist der US-amerikanische Markt angepeilt. Auch der arabische Raum steht im Fokus. Der wichtigste Markt sei Deutschland.