Fälschungssicherheit

Apotheken testen 2D-Codes Janina Rauers, 19.10.2009 11:51 Uhr

Berlin - 

Scangeräte sind schon da, die Datenbank ist fertig bestückt, und die Medikamentenpackungen werden beklebt: In Stockholm sind die Vorbereitungen für den Test des Data Matrix Codes (2D-Code) fast abgeschlossen. Morgen startet in Schweden das Modellprojekt des europäischen Pharmaverbands EFPIA. Mit der individuellen Codierung sollen verschreibungspflichtige Medikamente besser vor Fälschungen geschützt werden.

Knapp 30 Apotheken beteiligten sich in der Stockholmer Region an dem Pilotprojekt. Die Tests sollen drei bis vier Monate dauern - abhängig davon, wie schnell die rund 110.000 codierten Medikamentenpackungen verkauft werden. Projektpartner vor Ort sind die schwedische staatliche Apothekenkette Apoteket sowie die beiden Großhändler Tamro und KD.

In den teilnehmenden Apotheken werden die Packungscodes beim Einscannen mit den Einträgen der Datenbank abgeglichen. Jeder Code wird nur einmal vergeben und benutzt. Fälschungen sollen so noch vor der Herausgabe der Medikamente an Kunden erkannt werden.

Für Apotheker und ihre Mitarbeiter ändert sich trotz der neuen Überprüfungen kaum etwas: Einem EFPIA-Sprecher zufolge ist der 2D-Code lediglich „ein technisch fortgeschrittener Strichcode“. Zwar hätten die Apotheken in Stockholm neue Scangeräte von Siemens erhalten, diese seien den bisherigen jedoch sehr ähnlich.

Die Kosten, deren Höhe bislang noch unklar ist, übernehmen ohnehin die Pharmafirmen. Allerdings wurde das Projekt bereits abgespeckt: Ursprünglich hatten rund 100 Apotheken mehr als eine Millionen codierte Packungen abgeben sollen.

Mit dem bereits seit Mai 2007 geplanten Versuch setzt die EFPIA das noch ausstehende Pharmapaket der EU-Kommission um, in dem die Codierung von Rx-Medikamenten vorgeschlagen wird. Der vorauseilende Gehorsam kommt nicht von ungefähr: Während EU-Parlament und Rat noch um die Details feilschen, wollen die Pharmafirmen Daten zu dem für sie preisgünstigsten Modell liefern.

Bei Kritikern wächst die Sorge, dass die Hersteller die Daten für ihre Zwecke nutzen könnten. Schließlich lassen sich die Packungen bis zur individuellen Apotheke nachverfolgen. Aus diesem Grund wurde auch der ursprünglich für Deutschland geplante Test verlegt: Die ABDA hatte - in Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsministerium - gefordert, dass Daten sofort nach der Medikamentenabgabe gelöscht werden. Die Pharmafirmen hatten sich dagegen für eine Datenspeicherung ausgesprochen.

Zumindest im Modellversuch spielt die Datensicherheit eine untergeordnete Rolle: Was nach einer Etablierung des 2D-Codes mit den Daten geschehe, sei Sache der Mitgliedstaaten, sagte der EFPIA-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Jedes Land werde wahrscheinlich eine eigene Datenbank aufbauen; insofern stünden Details dazu auch nicht im Zentrum des Modellprojekts.