Generikakonzerne

Actavis will Diabetes-Spezialist werden Patrick Hollstein, 24.01.2011 16:49 Uhr

Berlin - 

Actavis-Chef Dr. Claudio Albrecht will den isländischen-schweizerischen Generikakonzern zum Komplettanbieter für die Diabetiker-Versorgung machen. „In wenigen Jahren werden wir die gesamte generische Palette abdecken und dann mit einem kompletten Behandlungsprogramm an die Krankenkassen herantreten“, sagt der ehemalige Ratiopharm-Chef, der im vergangenen Sommer die Führung bei Actavis übernommen hat.

Bislang hat Actavis in Deutschland nur Metformin und Glimepirid auf dem Markt; den Sulfonylharnstoff produzieren die Isländer auch für Stada/Aliud und AAA Pharma. Der Ausbau des Portfolios läuft auf Hochtouren: Ende Dezember erhielt der Konzern für mehrere europäische Länder die Zulassung für Repaglinid. Im Bereich der Glitazone arbeitet Actavis laut Albrecht ebenfalls an einem eigenen Generikum. „Wir sind auch stolz, die neue Klasse der Gliptine und Kombinationen mit Metformin in der Pipeline zu haben.“

Weil aber bis zu drei Viertel aller Diabetiker Insulin benötigen, will Albrecht auch in diesen Markt einsteigen. „Actavis will sich im Bereich der Diabetes-Anbieter deutlich von den Mitbewerbern unterscheiden und einen One-Stop-Shop anbieten, also eine umfassende Produktpalette aus einer Hand.“

Parallel laufen daher Gespräche über eine Zusammenarbeit mit dem polnischen Insulinhersteller Bioton. Neben Humaninsulin, das Bioton mithilfe rekombinanter Zellkulturen herstellt, will der Actavis-Chef auch zwei eigene Analoginsuline auf den Markt bringen. „Das Konzept für die Zellbank steht. Wir werden 2012 unsere Zulassungsanträge einreichen und hoffentlich 2015 die ersten Produkte auf den Markt bringen.“

Bioton ist bislang vor allem außerhalb der EU aktiv. Daher müssen laut Albrecht auch für die bestehenden Produkte komplett neue Dossiers eingereicht werden. „Wir wollen in der Lage sein, Länder weltweit zu beliefern, und haben bereits Gespräche mit der EMA, der FDA und der japanischen Arzneimittelagentur aufgenommen.“

Mit den Krankenkassen hat Albrecht noch nicht gesprochen. Der Actavis-Chef hat aber keine Zweifel, dass sein Konzept überzeugen wird: „Der Vorteil wird sein, dass wir mit unserem kompletten Portfolio sowohl Typ-I- als auch Typ-II-Diabetiker rundum versorgen können. Dadurch können wir die Kosten deutlich reduzieren und den Kassen Risk-sharing-Verträge anbieten.“

Mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) wurde die Rechtsgrundlage für Mehrwert-, Risk- und Cost-Sharing-Verträge geschaffen, bei denen sich es um modifizierte Rabattverträge handelt. Dabei können die Kassen mit den Herstellern vereinbaren, dass die zu leistenden Rabatte nach Menge gestaffelt werden oder dass sie bei einem jährlichen Umsatzvolumen einen Ausgleich für Mehrerlöse erhalten. Zudem kann die Erstattung vom messbaren Therapieerfolg abhängig gemacht werden.