Griechenland

„Es gibt kein Morgen im Apothekenalltag“ APOTHEKE ADHOC, 08.07.2015 14:40 Uhr

Berlin - 

Nach dem Nein der Griechen zu den Sparauflagen der Geldgeber herrscht weiter Ungewissheit über die Zukunft des Landes. Premierminister Alexis Tsipras hat einen neuen Antrag auf Finanzhilfen gestellt. Ob das Gesundheitssystem wieder auf die Füße kommt, ist weiter fraglich. Apotheker sind beunruhigt: Arzneimittel sind knapp und die Bezahlung ungewiss.

Apotheken sind bei der Abgabe von Medikamenten eingeschränkt: Besonders die Lieferungen von Großkonzernen wie GlaxoSmithKline (GSK), AstraZeneca oder Janssen-Cilag kämen meist unvollständig an, klagt eine Apothekerin aus Athen. Die Abgabe ist für die Pharmazeutin derzeit ein Risiko: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Geld weiter von den Krankenkassen erhalte.“ Die Versicherungen bezahlten ohnehin erst Monate später. „Ich habe jetzt das Geld bis April erhalten. Die Rechnungen bis Ende Juni stehen noch aus.“

An Planung ist im Apothekenbetrieb nicht zu denken: „Es gibt derzeit kein Morgen im Alltag, das ist das Gruselige“, sagt sie. In der Apotheke läuft das Geschäft sonst relativ normal. Die Griechin hat sich seit langem auf die neue Situation eingestellt. Die Kunden kämen weiterhin. „Wir haben kein Problem mit der Bezahlung, da wir viel über Kreditkarten abrechnen“, sagt sie. Schwierig sei es allerdings Schecks einzulösen, da die Banken unvermittelt geschlossen hätten.

Die wegen der Krise gegründeten Sozialapotheken empfindet die Pharmazeutin nicht als Konkurrenz. „Ich habe noch keine Kunden verloren“, sagt sie. Seit vier Jahren wächst die Zahl der Pharmazeuten, die Arbeitslose und Bedürftige mit gespendeten Arzneimitteln versorgen. Auch für die Athenerin steht ihr Heilberuf derzeit im Vordergrund. „Ich werde von keinem Kranken oder Rentner mehr verlangen, weil ich Angst habe, die Krankenkasse bezahlt mich nicht.“ Noch hat die Apothekerin keine Kapitalsorgen – und genug Wechselgeld sei auch noch vorhanden.

Soziale Unruhen wie vor drei Jahren fürchtet die Apothekerin nicht. Momentan gebe es auf den Straßen in Athen hauptsächlich Diskussionen über die Zukunft des Landes. „Ich hoffe, dass ich meine Apotheke noch lange haben werde“, zeigt sich die Griechin zuversichtlich. Doch Angst vor der Zukunft hat auch sie: „Alles ist ungewiss. Ich hoffe die EU wird wie eine Einheit handeln und uns eine faire Vereinbarung ohne Unterdrückung vorschlagen. Außerdem sollten die Griechen sich besser an die Vorgaben halten.“

Auch die Großhändler hätten derzeit keine Probleme, die bestellte Ware zu bezahlen, bestätigt Irene Markaki, Präsidentin der Branchenverbands. Das Komitee, das die Kapitalflüsse überwache, genehmige gewöhnlich Anfragen zu Arzneimittelimporten. „Ich habe mich bei meinen Kollegen in einem Brief bedankt, dass die Versorgung trotz allem normal weitergeführt wird“, ergänzt sie.

Dagegen wisse sie nicht, ob die griechischen Großhändler nach einem Austritt aus der Währungsunion ihre Lieferanten in Euro oder Drachme zahlen müssten – oder was im Falle eines Wirtschaftskollaps passiere. Diese Ungewissheit beunruhige sie am meisten, sagt Markaki.